Erdbeben und Tsunami Tausende Tote auf Ferieninseln befürchtet

Samoa und Sumatra - zwei Ferienparadiese, ein Schicksal. Tausende Kilometer voneinander entfernt, wurden beide Inseln an einem Tag von schweren Erdbeben erschüttert - mit verheerenden Folgen.

Die Bilder gleichen sich: Zerstörte Hütten, verwüstete Landstriche, Suche nach Opfern, Verzweiflung in Notunterkünften. Innerhalb weniger Stunden sind solche Szenen an diesem Dienstag sowohl vom Südseeparadies Samoa, mitten im Südpazifik gelegen, als auch vom rund 10.000 Kilometer entfernten Sumatra im Indischen Ozean um die Welt gegangen. Zwei schwere Erdbeben haben die ungleichen Inseln erschüttert. Zwei Beben, die nach Erkenntnissen von Seismologen nicht miteinander zusammenhängen. Dass sie sich binnen weniger Stunden ereigneten, war nach derzeitigem Stand der Wissenschaft ein schrecklicher Zufall.

Beide Erdstöße richteten verheerende Verwüstungen an und forderten zahlreiche Todesopfer. Mindestens 120 Menschen kamen allein auf Samoa ums Leben, als nach einem Seebeben der Stärke 8,0 ein Tsunami ganze Küstenbereiche ins Meer riss. Auf Sumatra sind mindestens 200 Menschen ums Leben gekommen. Hunderte vermutet die indonesische Katastrophenschutzbehörde noch unter den Trümmern der eingestürzten Häuser. Mindestens 500 Gebäude sind zerstört. Betroffen war vor allem die Stadt Padang, wo unter anderem ein Krankenhaus schwer beschädigt wurde.

Behörden fürchten 3000 Todesopfer

Mit den 200 Toten dürfte die Zahl der Opfer bei weitem noch nicht erreicht sein. "Die Zahl wird definitiv höher sein", sagte Indonesiens Vizepräsident Jusuf Kalla. Auf "schlimmere Ausmaße als nach dem Beben von Yogyakarta" bereitete Gesundheitsministerin Siti Fadilah Supari die Menschen vor. Dort waren vor drei Jahren mehr als 3.000 Opfer zu beklagen.

Auch Stunden nach den Erdstößen gibt es noch keine genaue Übersicht über das Ausmaß der Schäden. Das Zentrum des Bebens lag vor der Westküste von Sumatra, etwa 45 Kilometer nordwestlich von Padang.. Dort stürzten Hunderte Gebäude in sich zusammen, darunter ein Einkaufszentrum, Moscheen und zwei Krankenhäuser. Tausende Menschen würden unter den Trümmern der 900.000-Einwohner-Stadt vermisst, teilten die Behörden mit.

Starker Regen und ein Stromausfall erschwerten die Rettungsarbeiten dramatisch. Nach Erdrutschen waren überdies die Zufahrtsstraßen zu der Stadt blockiert. Auch die Telefonnetze brachen zusammen.

Erste Rettungskräfte sind vor Ort

Wie eine Mitarbeiterin der baden-württembergischen Hilfsorganisation Help in Medan im Norden Sumatras der DPA berichtete, war zunächst eine Tsunami-Warnung ausgegeben worden, die jedoch kurze Zeit später wieder aufgehoben wurde. "Menschen liefen in Panik aus den Häusern. Viele gingen auch nicht wieder in die Gebäude zurück", berichtete ein Bewohner aus dem Norden der Insel. Nach Meldungen des örtlichen Fernsehsenders TV One wurde der Flughafen von Padang vorübergehend geschlossen, nachdem Dächer der Gebäude beschädigt worden waren. In der Küstenstadt brachen zudem mehrere Brände aus.

Noch am Mittwoch trafen erste Mitarbeiter der Erzdiözese Padang und ein internationales Caritas-Team ein, um Hilfe zu leisten. "Der Flughafen und die wichtigste Verbindungsstraße nach Padang, der Trans Sumatra Highway, sind gesperrt. Die Telefonnetze in Padang sind weitgehend lahmgelegt, da die Masten des wichtigsten Kommunikationsanbieters zusammengebrochen sind, so dass es derzeit schwierig ist, sich einen genauen Überblick über das Ausmaß der Katastrophe zu machen", teilte die katholische Organisation mit. Auch die Organisation World Vision berichtete von Zerstörungen sowie Unsicherheit bei der Bevölkerung: "Viele Menschen verbringen die Nacht im Dunkeln auf den Straßen, da sie Angst haben, in ihre Häuser zurückzugehen."

Tsunami trifft auf Samoa

Nur wenige Stunden zuvor hatte ein ähnlich schweres Beben die Menschen auf der Pazifik-Insel Samoa, knapp 10.000 Kilometer von Sumatra entfernt, getroffen. Die Wucht des nachfolgenden Tsunamis zerstörte an den langen Stränden Hütten und Ferienanlagen, Häuser wurden von ihren Fundamenten gerissen. Fischerboote wurden hunderte Meter ins Landesinnere geschleudert, Autos und Dächer aufs Meer hinausgezogen. Die Behörden rechnen dort derzeit mit mindestens 120 Todesopfern.

"Es hat vor allem Kinder und ältere, gebrechliche Menschen getroffen", berichtete eine Reporterin des lokalen Radiosenders "2AP", der Deutschen Presse-Agentur (DPA). Sie fuhr mit einem Team aus der Hauptstadt Apia 80 Kilometer an die Südküste und sah dort Leichen, die in angeschwemmten Schlamm- und Sandbänken feststeckten. "Es ist vieles schwer beschädigt, und die meisten Touristenanlagen sind zerstört", sagte Samoas Vize-Regierungschef Misa Telefoni.

Von dem Tsunami betroffen war neben der ehemaligen deutschen Kolonie West-Samoa auch die Schwester-Insel Amerikanisch-Samoa. Dort wurde vor allem die Hauptstadt Pago-Pago getroffen. Eine Brücke sei durch den Sog des Wassers eingestürzt, sagte der Gouverneur Togiola Tulafono im Fernsehen. Besonders die zweite der rund fünf Tsunamiwellen sei verheerend gewesen. US-Präsident Barack Obama erklärte die Insel zum Katastrophengebiet. Dort sollen mindestens 28 Menschen ums Leben gekommen sein.

Tsunami-Warnung rettete Leben

Die meisten Menschen in den Küstenregionen suchten nach dem Erdstoß umgehend das Weite, wie sie es gelernt hatten. "Das hat vielen das Leben gerettet", meinte die Radioreporterin. "Wir haben seit dem Tsunami im Indischen Ozean 2004 regelmäßig Tsunami-Übungen abgehalten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn das eben mitten in der Nacht passiert wäre." Bei dem Tsunami 2004 waren rund um den Indischen Ozean 230.000 Menschen ums Leben gekommen.

Die vom Tsunami besonders betroffene Südküste der Hauptinsel Upolu ist ein Touristenparadies. Wie viele Ausländer ums Leben kamen oder vermisst werden, ist noch unklar. Die neuseeländische Luftwaffe schickte ein Aufklärungsflugzeug in die 2800 Kilometer entfernte Region, um nach Überlebenden zu suchen, die vielleicht auf das Meer hinausgerissen worden waren.

An der Küste machte auch ein deutsches Ehepaar Urlaub. Die Berliner erlitten leichte Verletzungen und wurden in einem Krankenhaus versorgt, sagte der deutsche Honorarkonsul, Arne Schreiber. Die 25 auf Samoa lebenden Deutschen seien wohlauf.

Experten sehen keinen Zusammenhang

Die beiden Naturkatastrophen des Tages stehen nach Angaben von Experten in keinem Zusammenhang. "Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand hat das gar nichts miteinander zu tun", sagte der Leiter der Sektion Seismologie am Deutschen Geo-Forschungs-Zentrum (GFZ) in Potsdam, Rainer Kind. Es gebe bisher keine Belege dafür, dass sich die durch ein Erdbeben ausgelöste Kraft über Tausende von Kilometern ausbreite. "Dass beide Beben zeitlich so eng beieinanderliegen ist Zufall", betonte der Experte - zumindest so weit man heute weiß. "Vielleicht sind wir in einigen Jahrzehnten mit der Forschung weiter."

DPA · Reuters
DPA/Reuters/dho

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