Flugzeugabsturz vor Beirut "Ein schmerzliches Drama"

Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit unter den Angehörigen: Den Absturz einer Boeing 737 vor Beirut hat wohl kein Passagier überlebt. Möglicherweise hat Blitzschlag die Katastrophe ausgelöst. Hätte die Maschine bei schlechtem Wetter gar nicht erst starten dürfen?

Kurz nach dem Start in Beirut ist am frühen Montagmorgen ein äthiopisches Passagierflugzeug mit 90 Menschen an Bord ins Mittelmeer gestürzt. Wie der libanesische Verkehrsminister Ghazi Aridi sagte, habe sich das Unglück nur wenige Minuten nach dem Start der Boeing ereignet. Erste Meldungen, es seien Überlebende geborgen worden, haben sich nicht bestätigt. "Wir haben am Ort des Absturzes vor der Küste nur Leichen gefunden", sagte ein Mitarbeiter des Ministeriums. "Dies ist ein schmerzliches Drama", fügte er hinzu. Es werde "alles unternommen, um Überlebende zu retten". Bisher konnten nach offiziellen Angaben aber lediglich 21 Leichen geborgen werden.

Als Absturzursache schließen die libanesischen Behörden Sabotage derzeit weitgehend aus. Libanons Präsident Michel Suleiman sagte, auch ein Anschlag sei unwahrscheinlich. Offenbar habe schlechtes Wetter die Katastrophe ausgelöst.

Ethiopian Airlines

Die Fluglinie Äthiopiens mit Hauptsitz am Internationalen Flughafen von Addis Abeba gilt als modernes Unternehmen mit einer vergleichsweise neuen Flotte. Seit ihrer Gründung vor über 60 Jahren hat sich EA zu einer der führenden Fluggesellschaften Afrikas entwickelt. Die Fluglinie beschäftigt mehr als 4700 Mitarbeiter und befördert mehr als 1,5 Millionen Passagiere im Jahr zu 36 internationalen Destinationen.

Zur Flotte gehören Fokker50, drei DH-C6, sechs B-737, vier B-757 und sechs B-767 sowie weiteren Flugzeugen für den Transport von Frachtgütern. Für Mitte 2011 erwartet Ethiopian Airlines die erste von insgesamt zehn bestellten Boeing-Maschinen vom Typ 787, auch Dreamliner genannt - als erste Fluggesellschaft Afrikas. Viermal pro Woche fliegt EA nonstop von Frankfurt in knapp sieben Stunden nach Addis Abeba.

Die am Montag vor der Küste des Libanons abgestürzte Boeing 737-800 (ET-ANB) war acht Jahre alt und flog zunächst für Ryanair. Erst im September 2009 wurde der zweistrahlige Jet an Ethiopian Airlines verkauft. 1996 musste eine entführte Maschine der Fluglinie wegen Treibstoffmangel notwassern - dabei kamen 127 Insassen ums Leben.

Maschine schon verspätet gestartet

Insgesamt waren an Bord 83 Passagiere und sieben Besatzungsmitglieder, berichtete Verkehrsminister Aridi. Darunter befanden sich 54 Libanesen und 22 Äthiopier sowie Fluggäste aus dem Irak, Syrien, Großbritannien und Frankreich. Bestätigt wurde, dass auch die Frau des französischen Botschafters im Libanon an Bord gewesen sei. Deutsche waren nach Angaben der Fluggesellschaft Ethiopian Airlines nicht in der Maschine.

Wegen des schlechten Wetters war die Boeing 737-800 bereits mit 25 Minuten Verspätung gestartet. Ziel von Flug ET-409 war die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba. Kurz nach dem Start verschwand die Maschine um 2.30 Uhr von den Radarschirmen. Augenzeugen berichteten von einem lauten Geräusch und einem brennenden Flugzeug, das ins Wasser stürzte. Ein Flughafensprecher sagte, die Maschine sei von einem Blitz getroffen worden, bevor es ins Mittelmeer stürzte. Ein offizielle Bestätigung dafür gibt es bisher allerdings nicht.

Am Rafik Hariri International Airport in Beirut versammelten sich verzweifelte Angehörige der Passagiere. Ministerpräsident Saad al-Hariri musste sich Vorwürfen stellen, die Maschine hätte bei dem Wetter nicht starten dürfen. Der Chef der Fluggesellschaft, Girma Wake, sagte, er glaube nicht, dass die Crew bei gefährlichen Bedingungen gestartet wäre. Das Flugzeug wurde seinen Angaben nach 2002 gebaut und zuletzt im Dezember untersucht.

Intensive Suche an Absturzstelle

Die libanesischen Einsatzkräfte hatten die Absturzstelle der Unglücksmaschine am frühen Morgen rasch lokalisieren können. "Die Stelle liegt etwa dreieinhalb Kilometer vor der Küste", berichtete Verkehrsminister Aridi. Die Maschine stürzte somit westlich des Küstenortes Na'ameh ins Meer. Hubschrauber und Schiffe der libanesischen Marine suchen weiter nach Trümmern der Maschine sowie weiteren Opfern und möglichen Überlebenden. Nach Angaben der Vereinten Nationen beteiligen sich auch ein italienisches und zwei deutsche Kriegsschiffe, die sich im Rahmen der UN-Mission Unifil in libanesischen Gewässern befinden, an der Suche.

Die Rettungsaktion wird durch schweres Wetter behindert. Ein Helfer sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Das Wetter hilft uns überhaupt nicht, aber wir hoffen weiter, einige Überlebende zu finden." Auch zum Zeitpunkt des Unglücks regnete es nach Aussage von Augenzeugen heftig.

DPA · Reuters
DPA/APN/AFP/Reuters/dho

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