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Extremes Naturphänomen Gigantische Staubwolke aus der Sahara verdunkelt Karibik auf dem Weg in die USA

Eine Frau meditiert vor dem Panorama der Stadt San Juan, die von einer riesigen Wolke aus Saharastaub verhüllt ist
Verdunkelter Himmel über Puerto Rico: Eine Frau meditiert vor dem Panorama der Stadt San Juan, das von einer riesigen Wolke aus Saharastaub verhüllt ist
© Ricardo Arduengo / AFP
Jedes Jahr ziehen vom späten Frühling bis in den frühen Herbst hinein Staubwolken von der Sahara in Richtung Westen. Doch was jetzt gerade über dem Atlantik zu sehen ist, haben die meisten Experten noch nicht erlebt.

Eine gewaltige Wolke aus Saharastaub zieht westwärts über den Atlantischen Ozean und hat auf ihrem Weg in Richtung US-Küste bereits die Karibik erreicht. Derartige Wolken sind ein Phänomen, das sich jedes Jahr an der Küste Afrikas entwickelt und Saharan Air Layer (Sahara-Luftschicht, SAL) genannt wird, aber die gegenwärtige, mehr als 6000 Kilometer lange Staubwolke habe eine Größe und Konzentration, wie sie Wissenschaftlern zufolge seit einem halben Jahrhundert nicht mehr gesehen worden sei, berichten britische und US-Medien. Experten hätten dem Naturereignis den Spitznamen "Godzilla-Staubwolke" gegeben.

"Das ist ziemlich extrem"

Die Luftqualität in den betroffenen Karibikregionen erreiche "gefährliche" Rekordwerte, berichtet der britische "Guardian". Wissenschaftler hätten die Menschen deshalb aufgefordert, in geschlossenen Räumen zu bleiben und falls vorhanden Luftfilter zu benutzen. Personen, die im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie mit Atemwegssymptomen kämpften, bereiteten ihnen besondere Sorgen. Die Staubkonzentration sei in den letzten Tagen aber so hoch gewesen, dass sie sogar auf gesunde Menschen negative Auswirkungen haben könne, sagte der Spezialist für Umweltgesundheit an der Universität von Puerto Rico, Pablo Méndez Lázaro, dem Blatt. "Dies ist das bedeutendste Ereignis der letzten 50 Jahre. Auf vielen karibischen Inseln sind die Bedingungen gefährlich."

Fotos und Videos in den sozialen Medien aus dem Gebiet zeigen einen trüben Himmel und eine deutlich eingeschränkte Sicht am Boden. Am Flughafen St. Croix auf den US-Jungferninseln sei die Sichtweite bis auf drei Meilen gesunken und in San Juan auf Puerto Rico auf fünf Meilen, berichtet die "Washington Post". Das sei ungewöhnlich, da der SAL-Staub normalerweise höher in der Atmosphäre liege, wo er die Sicht am Boden nicht so stark beeinträchtige.

"Normalerweise hat man eine Sichtweite von mehr als zehn Meilen, es sei denn, es regnet stark", zitiert die US-Zeitung den Meteorologen Gabriel Lojero vom Nationalen Wetterdienst in San Juan. Daran könne man erkennen, wie bedeutsam das Phänomen dieses Mal sei. "Der Himmel erscheint tatsächlich weiß. Er ist milchig." Nach Aussage von Lojero sei die höchste Staubkonzentration in einem Bereich von etwa 1500 Metern bis hinunter zur Erdoberfläche zu finden, berichtet die "Washington Post". "Das ist ziemlich extrem."

Computermodellen zufolge werde die Staubwolke in den kommenden Tagen nach Nordwesten ziehen und sich von Ostmexiko entlang der texanischen Küste in den westlichen Golf und möglicherweise bis zur Küste von Louisiana und sogar Florida ausbreiten, heißt es weiter. Etwa zur gleichen Zeit werde eine zweite Staubwolke westwärts über den Atlantik ziehen und der ersten Folgen. Für das Wochenende mehrten sich die Anzeichen, dass ein bedeutender Teil der Staubwolke von einer Kaltfront eingeholt und in nordöstlicher Richtung bis in die Region Washington getrieben werden könnte.

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Die SAL ist eine sehr trockene, staubige Luftmasse, die sich vom späten Frühjahr bis in den frühen Herbst hinein über der Sahara bildet und  pulsierend alle drei bis fünf Tage in den tropischen Nordatlantik hinauszieht. Hurrikanwarner verfolgen diese Ausbrüche genau, denn solche Luftmassen können die Entstehung beginnender Stürme verhindern und bestehende Stürme ersticken und ihnen Feuchtigkeit entziehen.

Ein Teil des Staubes weht häufig auch nach Süden in das Amazonas-Becken in Südamerika, wo die darin enthaltenen Mineralien die Regenwaldböden wieder mit Nährstoffen auffüllen, die durch die tropischen Regenfälle ständig ausgespült werden.

Quellen: "Guardian", "Washington Post", National Oceanic an Atmospheric Administration

mad

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