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Nach missglückter Rettung Schülerin starb unter Straßenbahn – Ermittlungen gegen zwei Feuerwehrleute

Einsatzkräfte der Feuerwehr stehen neben einer Straßenbahn.
Das Mädchen verunglückte vor zwei Jahren in Berlin-Rummelsburg (Archivbild)
© Christopher Harms
Tragisches Unglück, schuldhaftes Fehlverhalten, Verkettung schwieriger Umstände – oder von allem etwas? Vor zwei Jahren stirbt in Berlin eine 13-Jährige unter einer Straßenbahn. Gegen zwei Feuerwehrmänner wurde wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.

Es war der 12. Juni 2018, als in Berlin eine Schülerin unter eine Straßenbahn geriet. Alle wollten helfen und die 13-Jährige unter der Tram hervorholen. Doch die Rettung misslang. Der schon angehobene tonnenschwere Wagen krachte herunter. Das Mädchen starb. Knapp zwei Jahre später hat die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen abgeschlossen. Es gehe um fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung, sagte ein Sprecher.

Mehr als 25 Zeugen seien befragt, Gutachten mehrerer Sachverständiger ausgewertet worden. Zu den Ergebnissen äußerte sich der Sprecher zunächst nicht. Die "Berliner Zeitung" hatte berichtet, es sei Anklage gegen zwei Feuerwehrleute erhoben worden.

Die Schülerin war mit ihrem Fahrrad am Blockdammweg im Berliner Ortsteil Rummelsburg beim Überqueren der Gleise unter die Tram geraten. Sie lebte und war ansprechbar. Der Fahrer der Straßenbahn hatte laut Polizei noch notgebremst. Mit vollem Einsatz versuchten die Einsatzkräfte, das Mädchen herauszuholen. Doch die Aktion schlug fehl. Dabei wurden laut Staatsanwaltschaft auch zwei Helfer verletzt.

"Wir kommen, um zu retten", sagte Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein der dpa. Dass die Einsatzkräfte es bei dem Mädchen nicht schafften, mache noch immer betroffen, es sei bis heute belastend. "Das ist nicht spurlos an uns vorbeigegangen." Die Feuerwehr habe die Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen unterstützt.

Feuerwehr soll auf Kranwagen gewartet haben

Doch bei den Eltern des Mädchens ist ein anderer Eindruck entstanden. Sie beklagten in Medienberichten, es habe sich niemand um sie gekümmert, ihnen seien keine Worte des Bedauerns entgegengebracht worden. Nicht von der Staatsanwaltschaft, die die Ermittlungen führt, nichts von der Polizei, der BVG und der Feuerwehr. Sie fühlten sich allein gelassen mit der Ungewissheit, weshalb ihre Tochter starb. Sie könnten keinen Frieden finden, sagten die Eltern der "Berliner Zeitung". Und sie könnten es nicht fassen, dass der kleine Gedenkort für ihr Kind wiederholt verwüstet worden sei.

Auf Fragen zu den Eltern wollte sich der Feuerwehrsprecher nicht äußern – und verwies auf das schwebende Verfahren. "Das ist eine ganz schwierige Situation für uns."

Nach dem Zeitungsbericht sollen die Feuerwehrleute auf einen Kranwagen der Berliner Verkehrsbetriebe gewartet haben, während das Mädchen im Gleisbett unter der Bahn lag. Doch der Kran sei nicht gekommen. Nach einer Stunde hätten die Feuerwehrleute selbst mit der Rettung begonnen und mit Luftkissen den Straßenbahnwagen angehoben.

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Auf Facebook gab es viel Verständnis für die Feuerwehrleute, die das Mädchen retten wollten. Sie hätten ihr Bestes gegeben, schrieb eine Petra. Sie frage sich, wozu sie zur Verantwortung gezogen werden sollten. "Sie tragen diese Last eh schon... werden es nie vergessen."

Jutta Schütz, jek DPA

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