Nach dem Auslaufen von hunderttausenden Litern Rohöl aus einer Pipeline kämpft der US-Bundesstaat Kalifornien gegen eine verheerende Ölpest. Während an Stränden südlich der Millionenmetropole Los Angeles mit Öl verklebte Fische und Vögel angespült wurden, versuchten Einsatzkräfte am Montag weiterhin den Ölteppich einzudämmen.
Gouverneur Gavin Newsom hat für den betroffenen Bezirk Orange County den Notstand erklärt. "Der Bundesstaat ist dabei, (...) alle verfügbaren Ressourcen zu mobilisieren, um die öffentliche Gesundheit und die Umwelt zu schützen", teilte der demokratische Politiker am späten Montagabend mit. Zugleich wies er die Behörden in dem US-Staat an, "sofortige und aggressive Maßnahmen" im Kampf gegen den Ölteppich zu treffen. Dieser bedrohe die Natur im Meer und an Land. Die Erklärung des Notstandes ermöglicht es, mehr Personal und Mittel bereitzustellen.
Mittlerweile 550.000 Liter Öl ausgelaufen
Das Öl breitet sich nach Angaben der Küstenwache seit Samstagmorgen aus. Aus der Pipeline, die mit einer Bohrinsel verbunden ist, sind mehr als 550.000 Liter Rohöl ausgelaufen. Bislang konnten laut der Küstenwache nur rund drei Prozent des mehr als zehn Kilometer langen Ölteppichs eingefangen werden. Die Stadtverwaltung sprach von einer "Umweltkatastrophe".
"Die Auswirkungen auf die Umwelt sind unumkehrbar", teilte die Aufsichtsbehörde von Orange County auf Twitter mit. Der Küstenwache zufolge erstreckt sich der Ölteppich über eine Fläche von etwa 33 Quadratkilometern. Insgesamt 14 Boote und rund 320 Helfer seien im Kampf gegen den Ölteppich im Einsatz. Nach Angaben der Küstenwache wird das Öl mit Hilfe von Schiffen eingegrenzt und von der Oberfläche abgeschöpft. Einsatzteams legten zudem Barrieren aus, um bedrohte Feuchtgebiete vor der Verseuchung zu schützen.
Kritik an der Offshore-Erdölförderung wächst
Nach Angaben der Stadtverwaltung von Huntington Beach ist für das Auslaufen des Erdöls das Unternehmen Beta Offshore verantwortlich, eine Tochter des in Texas ansässigen Erdölkonzerns Amplify Energy. "Wir werden daran arbeiten sicherzustellen, dass die Amplify Energy Corporation alles ihr Mögliche tut, um diese Umweltkatastrophe zu korrigieren", erklärte die Stadtverwaltung.
Amplify Energy erklärte am Montag, als Vorsichtsmaßnahme seien alle Produktions- und Pipeline-Aktivitäten in dem Gebiet vorübergehend gestoppt worden. Das Unternehmen habe einen Tauchroboter entsandt, um das Rohr auf etwa 2500 Meter Länge zu untersuchen und hätte dabei das mögliche Problem entdeckt. Es sei möglich, dass die Pipeline vom Anker eines Schiffs getroffen wurde, sagte Firmenchef Martyn Willsher.
Die Ölpest sorgte in dem Westküstenstaat für neue Kritik an der Offshore-Erdölförderung. Der Vorfall sei "so tragisch wie vermeidbar", sagte der demokratische Abgeordnete Alan Lowenthal. "Diese Umweltkatastrophe macht die einfache Tatsache deutlich, dass wo gebohrt wird auch (Erdöl) ausläuft." Der Ölteppich sei nicht nur verheerend für Meerestiere und das Ökosystem, sondern auch für die Gemeinden, die von Fischerei, Tourismus und Erholung leben.