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T-Shirt-Firma lehnt Auftrag ab "I ♥ Pegida"? Nicht mit uns!

Neben einem Foto von einem Oberkörper mit einem Shirt mit der Aufschrift "I love (Herz) Pegida" steht die E-Mail von Spreadshirt
Die Reaktion von Spreadshirt kommt in den sozialen Netzwerken gut an
© Screenshot Twitter
Eine Kundin will sich "I ♥ Pegida" auf ein T-Shirt drucken lassen, doch die Firma Spreadshirt, die sie beauftragt, weigert sich. Die Antwort der Firma ist barsch - doch kommt in den sozialen Netzwerken gut an.

Eine Frau namens Kerstin will sich ein T-Shirt bedrucken lassen. Die Firma Spreadshirt bedruckt T-Shirts. Üblicherweise für andere Unternehmen, für Schulen, Junggesellenabschiede und auch einzelne Personen mit speziellen Wünschen. Kerstins Bestellung aber weist die Firma zurück. Was Kerstin will, ist ein Shirt mit der Aufschrift "I ♥ Pegida".

Ob das Ironie sein soll oder sie ihre tatsächliche Nähe zu der rechtspopulistischen Bewegung Pegida ausdrücken möchte, mit einer Inbrunst, die nur bedruckte T-Shirts wiederzugeben vermögen, bleibt offen. Ihre Bestellung aber ebenso. Denn Spreadshirt lehnt den Auftrag ab - und eine Mitarbeiterin findet in ihrer Antwort-E-Mail klare Worte als Begründung:

Hallo Kerstin,

vielen Dank für deine E-Mail. 

Das, was Pegida vertritt, gilt in unseren Augen nicht als Meinung, sondern als rassistische, diskriminierende und menschenverachtende Äußerungen. Wir haben uns aus ethischen Gründen entschieden, den Namen dieser lächerlichen Vereinigung nicht zu drucken. Ich hoffe, Du erkennst irgendwann, dass Du zusammen mit Nazis auf die Straße gehst. 

Viele Grüße

Michaela

Spreadshirt Legal Service

"Wir stehen absolut dahinter"

Die Antwort stammt von einer Mitarbeiterin des 13-köpfigen Legal Service, der jedes einzelne Design prüft, das Kunden hochladen. Abgelehnt werden Motive, die gegen Markenrechte verstoßen, gesetzeswidrig, volksverhetzend oder jugendgefährdend sind. Darüber hinaus, so sagt Spreadshirt-Sprecherin Anja Greulich dem stern, gibt es eine große Grauzone.

"Jeder Mitarbeiter im Legal Service hat die Macht, selbst zu entscheiden, ob er ein bestimmtes Motiv aus ethischen Gründen ablehnt", sagt Greulich, "wir vertrauen da ganz auf unsere Mitarbeiter". So musste auch die Entscheidung der Mitarbeiterin Michaela nicht weiter im Team diskutiert werden; sie lag ganz in ihrem eigenen Ermessen. Und ist ganz im Sinne der Firma, wie Greulich betont: "Wir stehen absolut dahinter."

"Klare Haltung! Super Statement!"

Die Antwort-Mail des T-Shirt-Händlers hat Kerstin auf ihrer Facebook-Seite selbst geteilt. "Bitte unbedingt lesen und eine eigene Meinung bilden!", schreibt sie unter anderem dazu. Tausende Facebook- und Twitter-Nutzer haben das getan. Die Reaktion von Spreadshirt kommt in den sozialen Netzwerken sehr gut an. "Klare Haltung! Super Statement!" und "Daumen hoch für diese klare Positionierung gegen Rechts! Danke dafür!!!", schreiben Nutzer an die Firma. Freilich gibt es auch vereinzelte Anfeindungen anderer Pegida-naher Facebook-Nutzer. Aber: "Wir beobachten das intensiv - und der Großteil der Rückmeldungen ist positiv", bestätigt auch Greulich.

Kerstin betont auf ihrer Facebook-Seite, dass sie "nicht rechts" sei. 

Auch fragwürdige Shirt-Motive im Angebot

Andererseits hat Spreadshirt auch durchaus fragwürdige T-Shirt-Motive im Angebot. Im Online-Shop finden sich etwa Motive mit Zitaten aus rechtspopulistischem Liedgut der Bank Bad Jokers: "Heimat unter fremden Fahnen" und auch sexistische Motive - die es auch auf Babybodys gedruckt zu kaufen gibt, so etwa die Aufschrift "Ficki Ficki zehn Euro". 

Screenshot des Online-Shops zeigt einen weißes T-Shirt mit der Aufschrift "Heimat unter fremden Fahnen".
Auch solche Motive verkauft Spreadshirt
© Screenshot spreadshirt.de
Auch solche Motive verkauft Spreadshirt
Auch solche Motive verkauft Spreadshirt
© Screenshot spreadshirt.de
Screenshot des Online-Shops zeigt einen weißen Babybody mit zwei schwarzen Strichmännchen beim Fellatio.
Auch solche Motive verkauft Spreadshirt
© Screenshot spreadshirt.de

Zu diesen Motiven äußert sich Greulich von Spreadshirt gegenüber dem stern folgendermaßen: "Täglich werden tausende Motive bei uns hochgeladen - allein an diesem Wochenende 12.000 Designs weltweit. 70.000 aktive Verkäufer vertreiben ihre Ideen über unsere Plattform. Motive, die gegen geltendes Recht verstoßen, werden nicht gedruckt."

Darüber hinaus erfüllen manche Motive laut Greulich zwar die gesetzlichen Rahmenbedingungen, sind aber ethisch fragwürdig, "weil sie Hass oder Vorurteile transportieren beziehungsweise die Gefühle anderer Menschen in für uns nicht hinnehmbarer Weise verletzen", so Greulich. "Diese Motive lehnt Spreadshirt ebenfalls ab. In der Grauzone von ethisch fragwürdigen Inhalten behalten wir uns generell die Entscheidung vor, Motive nicht zu drucken."

In der großen Menge kann es laut Greulich "vorkommen, dass einzelne Designs übersehen werden". Die Spreadshirt-Sprecherin verspricht: "Wir nehmen jeden Hinweis ernst und werden die entsprechenden Motive prüfen - auch die von Ihnen genannten Beispiele" (es handelt sich um die oben aufgeführten Artikel und Motive).

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