Der 15. März 2019 ist für die Neuseeländer einer der "dunkelsten Tage", so beschrieb ihn die Premierministerin des Landes, Jacinda Ardern. An diesem Tag drang der schwer bewaffnete rechtsextreme Attentäter Brenton T. in zwei Moscheen in der Stadt Christchurch ein und erschoss insgesamt 51 Menschen und verletzte viele weitere. Nach dem Anschlag verabschiedete das Land strengere Waffengesetze und startete Waffenrückkauf-Aktionen.
Jetzt – gut vier Monate später – will eine neuseeländische Waffenhändlerkette eine neue Filiale eröffnen – und zwar in Christchurch. Das berichten die NachrichtenagenturReuters und der neuseeländische Sender RNZ. Das Waffengeschäft solle im August eröffnen, gemeinsam mit anderen Warenhäusern, Büros und einem Parkplatz.
Attentäter hatte Waffen bei der Kette gekauft
Die Genehmigung dazu sei schon im Januar erteilt worden, so RNZ. Dennoch protestieren einige Anwohner gegen die Pläne, denn der Attentäter T. hatte sich seine Waffen bei dem Waffenhändler gekauft, so der Sender. Brenton T. habe zwischen Dezember 2017 und März 2018 vier Waffen bei der Kette gekauft.
Ein Anwohner erzählt RNZ: "Niemand hat uns gesagt, dass ein 'Gun City' hierherkommt. Sie hätten uns wenigstens vorher informieren sollen oder sie hätten nach der öffentlichen Meinung fragen sollen." Er ergänzt: "Wir hatten einen so großen Zwischenfall mit Waffen in Neuseeland und ich glaube nicht, dass viele Menschen sich wohlfühlen mit Waffen in ihrer Gegend."
Regierung kauft Waffen zurück
Der Inhaber von "Gun City", David Tipple, nannte den Standort des neuen Ladens in Christchurch "exzellent", da die Stadt eine weitläufige Stadt sei mit Schwierigkeiten beim Transport, die Menschen davon abhielte, durch die Stadt zu reisen, so RNZ. Ein ortsansässiger Jäger sagte dem Sender: "Es ist ziemlich nützlich für uns, wenn wir an einem Wochenende jagen gehen wollen oder so. Alles was wir tun müssen, ist quer über die Straße zu gehen, um neue Munition zu bekommen."
Tipple sagte dem Sender TVNZ, dass die Pläne für den neuen Waffenladen bereits gut zwei Jahre existierten, also lange vor den Anschlägen. Dem Sender sagte er, dass "Waffen und Muslime nicht das Problem seien", auf die Frage hin, ob es "unsensibel" sei, einen Waffenladen in der Nähe von Gegenden zu errichten, in denen Muslime wohnten, die von den Anschlägen im März betroffen waren. Er fügte hinzu, dass seine Waffenhandelskette "viele muslimische Kunden habe". RNZ sagte er aber auch, dass "es ihm leid täte, dass einige Menschen besorgt über das Geschäft seien". Aber: "Wir sind bereit und glücklich, diese Personen mit den positiven Seiten von Schusswaffen vertraut zu machen", sagte er.
Am Samstag hatten Dutzende Neuseeländer im Zuge eines Regierungsprogramms ihre Waffen abgegeben. Die erste von mehr als 250 geplanten Einsammlungen fand am Samstag ebenfalls in der Stadt Christchurch statt. Ziel sei es "die gefährlichsten Waffen aus der Zirkulation zu nehmen", sagte Polizeiminister Stuart Nash. Die Aktion wurde von bewaffneten Polizisten überwacht, 169 Waffenbesitzer gaben 224 Waffen sowie 217 Waffenteile und -accessoires ab, die dann zerstört wurden. Mehr als 433.000 Neuseeland-Dollar (257.000 Euro) wurden an Entschädigungen ausgezahlt. Laut Reuters und der "Small Arms Survey" liegt Neuseeland mit seinen knapp fünf Millionen Einwohnern und geschätzten 1,5 Millionen Schusswaffen auf Platz 17 der Länder mit den meisten Feuerwaffen pro 100 Einwohnern.
Quellen: Nachrichtenagentur Reuters, RNZ, TVNZ, Small Arms Survey, Nachrichtenagentur AFP