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Tödlicher Lawinen-Unfall am Montblanc "Es war wie in einer Waschmaschinentrommel"

Das Unheil brach ganz plötzlich über sie herein - so schildern Überlebende die Tragödie am Montblanc. Der Unfallhergang ist noch nicht klar, mittlerweile ist die Identität der deutschen Opfer geklärt.

Nach dem Bergsteigerdrama am Montblanc werden erste Berichte über den Hergang des Lawinenunglücks bekannt. "Es war, als würde ich in einer Waschmaschinentrommel stecken", berichtete der gerettete Gebirgsführer Daniel Rossetto der Zeitung "Le Parisien". Der 63-Jährige war am Donnerstag mit zwei dänischen Alpinisten unterwegs und kam, wie seine Kunden auch, mit nur leichten Verletzungen davon. Bei dem Unglück in Frankreich starben neun Menschen, darunter drei Deutsche.

Die Lawine sei um 5.15 Uhr plötzlich und "ohne Geräusch, nur mit einem Hauch" über die Gruppe hereingebrochen, sagte Rossetto. "Wir haben versucht zu widerstehen, aber das hat uns den Hang hinab gedrückt - 250 Meter unterhalb des Platzes, an dem wir uns befanden." Die anderen Seilschaften, die in den Tod gerissen wurden, habe er nicht gesehen.

Deutsche Opfer aus Hamburg, Aue und Neulußheim

Bei den drei deutschen Opfern handelt es sich nach Angaben des deutschen Generalkonsulats in Lyon um zwei Männer und eine Frau im Alter von 34, 39 und 40 Jahren. Sie stammten demnach aus Hamburg, dem sächsischen Aue und Neulußheim in Baden-Württemberg. Nähere Angaben zur Identität der Opfer machte der Sprecher nicht. Ob Angehörige der Toten nach Chamonix reisen werden, war zunächst nicht bekannt. "Bisher ist niemand aus Deutschland hier eingetroffen", sagte eine Sprecherin des Krankenhauses in Chamonix, wo die neun Lawinenopfer aufgebahrt wurde. Angehörige von anderen Opfern waren bereits eingetroffen.

Losgelöste Eisplatte als mögliche Ursache

Frankreichs Behörden wollen nun klären, wie genau es zu dem Unglück gekommen ist. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob menschliches Versagen ausgeschlossen werden kann. "Ich habe ein Gutachten bei einem Lawinenexperten in Auftrag gegeben", sagte der zuständige Staatsanwalt Pierre-Yves Michau.

Als mögliche Ursache für die tödliche Lawine gilt eine 40 Zentimeter dicke Eisplatte. Diese könnte gebrochen sein und damit die Lawine ausgelöst haben, sagte der Präfekt des Departement Haute-Savoie, Philippe de Rumigny. Unklar blieb, ob sie von einem Alpinisten losgetreten wurde oder sich anderweitig gelöst hat.

Frankreichs Innenminister Manuel Valls sprach nach einem Überflug der Unglücksregion von starken Eis- und Schneemassen, die auch die Suche nach den Vermissten sehr erschwert hatten. Vier zunächst vermisste Bergsteiger wurden nach Medienberichten vom Donnerstagabend lebend gefunden. Zwei hatten eine andere Route gewählt, zwei andere ihre Expedition abgebrochen. Außer den drei Deutschen starben ein Schweizer, drei Briten und zwei Spanier. 15 Personen waren leicht verletzt ins Krankenhaus von Sallanches gebracht worden.

Nach Angaben der Rettungskräfte geschah das Unglück in mehr als 4000 Metern Höhe am Col du Mont Maudit - übersetzt "der verfluchte Berg". Der Gipfel liegt für Bergsteiger auf dem Weg zum Montblanc, dem mit 4810 Metern höchsten Berg der Alpen. Die Opfer hatten nach bisherigen Erkenntnissen auf 3600 Metern in einer Hütte übernachtet und sich sehr früh auf den Weg gemacht. Alarmiert wurden die Retter am frühen Morgen von einem der Verletzten.

20.000 Menschen versuchen den Aufstieg - pro Jahr

Die Tragödie zum Auftakt der diesjährigen Tourismus-Saison gilt als eines der schlimmsten Lawinen-Unglücke seit Jahren am Montblanc-Massiv. Jährlich versuchen sich 20.000 Alpinisten am Montblanc-Aufstieg - in der Hochsaison seien dort täglich bis zu 500 Bergsteiger unterwegs.

Erst vergangene Woche waren in den Schweizer Alpen fünf deutsche Bergsteiger beim Abstieg vom 4010 Meter hohen Lagginhorn 400 Meter in die Tiefe gestürzt und tödlich verunglückt. Das letzte schwere Unglück in den französischen Alpen hatte es am 24. August 2008 mit acht Toten - darunter vier Deutsche - gegeben.

swd/DPA DPA

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