Nach Sturmtief "Gerda", das am Dienstag vor allem in Süddeutschland schwere Schäden verursacht hatte, ist am Abend ein neues Unwetter über Teile Deutschlands hinweggefegt. Dabei bescherte Tief «Hanne» dem Südwesten besonders viele Niederschläge. Nach stundenlangem Sturzregen wurde im Schwarzwald zunächst Hochwasseralarm ausgelöst, der aber gegen Mitternacht wieder zurückgenommen werden konnte. Überflutungen meldete die Polizei vor allem aus Baden-Baden sowie dem Ortenaukreis und dem Kreis Freudenstadt. Einige Bundesstraßen wurden von Erdrutschen und entwurzelten Bäumen blockiert. Die Wetterdienste befürchteten, dass der Starkregen auch am Mittwoch anhält.
Die Stadt Baden-Baden warnte vor Hochwasser in einigen Stadtteilen. Am Fuße des Schwarzwaldes schwoll die Oos, die normalerweise nur etwa 20 Zentimeter Wasser führt, bis gegen 21.00 Uhr auf rund 2,12 Meter an. Etwa 30 Menschen wurden in Notquartiere gebracht, weil sie ihre Häuser nicht mehr erreichen konnten. Die Feuerwehr verteilte Sandsäcke. "Hier ist die Hölle los", hieß es bei der Polizei. Am späten Dienstagabend beruhigte sich die Lage nach Angaben eines Sprechers. "Die Pegel stabilisieren sich", hieß es am frühen Mittwochmorgen aus dem Lagezentrum Stuttgart.
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Schwarzwald: Orkanböen von bis zu 180 Stundenkilometern
In Drochtersen (Niedersachsen) hatte schon am Dienstagnachmittag ein Tornado mindestens sieben Hausdächer abgedeckt. Nach Angaben der Polizei wurde niemand verletzt, es entstand jedoch erheblicher Sachschaden. Der Wirbelsturm sei in nur 25 Sekunden über Drochtersen gefegt, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit. In Stade fiel ein Baum auf eine Fußgängerbrücke. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Das Orkantief "Gerda" wurde am Dienstag von dem Tief "Hanne" abgelöst, das besonders viele Niederschläge brachte. Über den Feldberg im Schwarzwald brausten am Dienstagnachmittag neue Orkanböen von bis zu 180 Stundenkilometern hinweg. In einigen Niederungen wurden wiederum Spitzen von mehr als 100 Stundenkilometern gemessen. Am Abend legte sich der Sturm.
Sturm bringt Kreuzfahrtschiff in gefährlicher Schräglage
Eine Sturmböe hat gegen Mitternacht das in Bremerhaven in Bau befindliche Kreuzfahrtschiff "Pride of America" gegen die Pier gedrückt und in eine riskante Schräglage gebracht. Dabei wurden mindestens drei Werftarbeiter verletzt, teilte die Feuerwehr am frühen Mittwochmorgen mit. Insgesamt mussten 14 an Bord des Schiffes arbeitende Männer über Leitern in Sicherheit gebracht werden. Nach der Stabilisierung des zum Teil in Plane gehüllten Passagierschiffes suchten rund 100 Rettungskräfte an Bord nach möglichen Vermissten.
Über die Höhe des entstandenen Schadens konnten zunächst noch keine Angaben gemacht werden. "Das sieht in so einer Situation dann aus wie auf einem Schlachtfeld", sagte ein Sprecher. Ein zunächst zur Rettung der Arbeiter angeforderter Hubschrauber konnte unverrichteter Dinge wieder abdrehen, nachdem die Männer das Schiff doch noch über Leitern hatten verlassen können.
"Das ist eine ganz komische, ruhige Atmosphäre. Aber es sieht dramatisch aus", berichtete ein Augenzeuge. Die knapp 300 Meter lange "Pride of America", ein 300-Millionen-Euro-Projekt der Lloyd Werft, soll nach ihrer Fertigstellung Platz für rund 2.200 Passagiere bieten und vor allem durch amerikanische Gewässer kreuzen.