Das in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff "Grand Voyager" ist am Montag mit mehr als 700 Menschen an Bord in einem heftigen Sturm im Mittelmeer in Seenot geraten. Die "Grand Voyager" war auf der Fahrt von Tunis nach Barcelona von einer riesigen Welle getroffen worden und hatte einen Maschinenschaden erlitten, teilte die Präfektur von Toulon am Montag mit. Französische und spanische Hilfskräfte eilten dem unter der Flagge der Bahamas fahrenden Schiff zur Hilfe, das am Nachmittag aus eigener Kraft Kurs auf die italienische Hafenstadt Cagliari auf Sardinien nehmen konnte.
Passagiere sind wohlauf
Der spanische Reiseveranstalter Iberojet teilte mit, die Lage auf dem Unglücksschiff sei "unter Kontrolle". Nach Angaben des spanischen Seenotrettungsdienstes waren alle Passagiere wohlauf. Zwar könne es sein, dass ein paar der überwiegend spanischen Reisenden sich bei dem starken Seegang "leichte Verletzungen" zugezogen haben könnten. Es müsse aber niemand von dem Kreuzfahrtschiff geborgen werden. Das Kreuzfahrtschiff ist im Auftrag der Gesellschaft Iberojet (Barcelona) auf einer sieben Tage langen Kreuzfahrt im Mittelmeer unterwegs. Es hatte am Sonntag in Tunis abgelegt. Iberojet gab die Zahl der Reisenden mit 474 an, dazu kämen 317 Besatzungsmitglieder.
Bei Windstärke elf mit Geschwindigkeiten von mehr als 100 Stundenkilometern hatten sich die Wellen in dem Seegebiet 9 bis 14 Meter hoch aufgetürmt. Ein schwerer Brecher habe Glasscheiben auf der Brücke zerschlagen, und das Wasser habe das Stromnetz beschädigt, erklärte die britische Gesellschaft V.Ships, die das Schiff technisch betreut. Dadurch seien die Kommunikationssysteme und die Maschinensteuerung ausgefallen. Der Besatzung gelang es, die Maschinenschäden zum Teil zu beheben. Zwei der vier Motoren seien wieder in Gang gesetzt, hieß es. So könne die "Grand Voyager" mit einer Geschwindigkeit von bis zu zwölf Knoten nach Cagliari fahren. Die Insel Menorca konnte das Schiff nicht anlaufen, weil dort alle Häfen wegen Sturms geschlossen waren.
Lawinengefahr in Österreich
Rund 15 000 Menschen waren in den Wintersportorten Stuben, Zürs und Lech am Arlberg im österreichischen Bundesland Vorarlberg von der Außenwelt abgeschnitten. Wegen akuter Lawinengefahr wurden die Arlberg Straße, die Lechtal Straße und die Zufahrt vom Tiroler Lechtal gesperrt. In Moskau stieg die Zahl der Kältetoten auf 118. Am Wochenende seien in der russischen Hauptstadt 5 Menschen umgekommen und 34 mit Erfrierungen in Krankenhäuser gebracht worden, teilte der Rettungsdienst am Montag mit.
Die Lawinengefahr bleibt in Österreich weiter erheblich, meldeten die Behörden. Die Experten erwarten für die kommenden Tage wegen neuerlicher Schneefälle keine Entspannung der Situation. Die betroffenen Orte selbst seien in keiner Weise von Lawinen bedroht, auch für die vom Schnee eingeschlossenen Menschen bestehe keine Gefahr, sagte der Bürgermeister von Lech, Ludwig Muxel.
In mehreren deutschen Bundesländern gerieten zahlreiche Autofahrer mit ihren Fahrzeugen auf schneeglatten Straßen ins Rutschen. Auf der Autobahn 8 staute sich der Verkehr zwischen Stuttgart und Pforzheim nach Polizeiangaben auf insgesamt 28 Kilometer. Ein 40-Tonner war bei Pforzheim wegen Glätte von der Straße abgekommen und umgekippt. Auch in vielen Teilen Bayerns und Niedersachsens brachten Schnee und Eis die Verkehrsteilnehmer ins Rutschen. Im bayerischen Grabenstätt kam ein 69-jähriger Autofahrer auf schneeglatter Fahrbahn ums Leben.
Nach Disobesuch erfroren
Ein 18-jähriger Mann erfror nach einem Discobesuch auf Usedom (Mecklenburg-Vorpommern). Der Mann habe den vier Kilometer langen Heimweg von der Discothek in Neppermin am Sonntagmorgen ohne Jacke angetreten, teilte die Polizei mit. Die Leiche des Tischlerlehrlings wurde am Montag hinter einem Schneezaun - nur 200 Meter von der Discothek entfernt - entdeckt. Vermutlich sei der Mann dort eingeschlafen.
In Serbien erfroren infolge der Kältewelle in der vergangenen Woche wenigstens sechs Menschen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Beta am Montag. An einigen Orten waren Kälterekorde von minus 30 Grad gemessen worden.
In Südfrankreich kam es nach heftigen Schneefällen zu Verkehrsbehinderungen. Im Département Aveyron um Rodez brach der Verkehr stellenweise zusammen. Lastwagen konnten zahlreiche Straßen in den Pyrenäen nicht passieren. Die Nationalstraße 20 Richtung Andorra wurde auf 30 Kilometern Länge für den Fernverkehr gesperrt.
Schweden: Tausende ohne Strom
Schnee und Eis behinderten auch den Verkehr in Skandinavien und der Schweiz. In Dänemark ließen die Schneefälle inzwischen nach und zogen weiter nach Schweden und Finnland. Glatte Straßen führten zu zahlreichen Verkehrsunfällen. Etwa 14.000 Haushalte in Südschweden müssen weiter ohne Strom auskommen. Auch im Osten der Schweiz ereigneten sich auf verschneiten Straßen zahlreiche Unfälle.
Nach dem Untergang eines Frachters im Mittelmeer in der Nacht zum Montag wurden zwei Seeleute aus der Ukraine vermisst. Vorbeifahrende Schiffe konnten die anderen acht Besatzungsmitglieder aus den Fluten rund 85 Seemeilen westlich von Kreta retten, berichtete der griechische Rundfunk unter Berufung auf die Küstenwache. Wegen stürmischer Winde, die zum Teil die Stärke neun bis zehn erreichten, waren am Montagmorgen sämtliche Fährverbindungen in der Ägäis eingestellt.
Ein heftiger Wintersturm zog am Sonntag und Montag auch über die Ukraine hinweg: 444 Dörfer waren offiziellen Angaben zufolge ohne Strom. Vor allem die Mitte und der Westen des Landes waren betroffen.