Es ist 13:25 Uhr, Christa Klinkenberg sitzt gerade im Wohnzimmer mit ihrem Mann, als ihr Einfamilienhaus bebt. "Wir hörten einen unglaublichen Knall", sagt sie, "die Wände wackelten." Aufgeschreckt läuft sie hinaus und sieht nur noch eine schwarze Wolke, die gegenüber hinter einem Fabrikgebäude der DB Schenker aufsteigt. Die Straßen sind übersät mit zerborstenen Fensterscheiben, verbogene Rollläden quellen aus Fensteröffnungen, Türen sind zersprungen, Dächer teilweise abgedeckt.
Dann: Polizei, Feuerwehr, Rettungswagen. Kurz darauf erfährt sie: Eine Bombe ist explodiert. Gleich hinter der Fabrik auf einem Gelände, wo sich ein zehn Meter hoher Berg aus Bauschutt türmt.
Der Platz ist bedeckt mit Geröll, abgerissenen Straßenlampen, Kanistern, ein Bauwagen hängt in der Einfahrt, als wäre er selbst explodiert, in der Ecke stehen drei völlig zerbeulte Autos. In der Mitte, der Hyundai-Bagger, schwarz vor Pulverrauch. Eine kriegsähnliche Szenerie. Das Gelände ist weiträumig abgesperrt.
Schäden noch in 400 Meter Entfernung
Noch zwei Stunden später bemüht sich die Polizei, nur einigermaßen herauszufinden, was hier passiert ist. Bislang steht fest: Ein Baggerfahrer war bei der Arbeit auf eine Bombe gestoßen, sie explodierte und riss ihn in den Tod. Zwei weitere Personen wurden schwer verletzt, elf weitere erlitten leichte Verletzungen.
Noch ist nichts bekannt über die Identität der Opfer und die Schwere der Verletzungen. Die Polizei weiß nicht einmal, wem das Gelände gehört. "Hier hat immer wieder mal der Besitzer gewechselt", sagt Marita Eckelsberger, die Nachbarin von Christa Klinkenberg. "Und manchmal haben hier Leute vom Zirkus mit ihren Wohnwagen Rast gemacht." Die beiden Frauen stehen mit einer Tasse Kaffee hinter der zerstörten Eingangstür gleich gegenüber der Fabrik. Sie sind noch sichtlich geschockt.
Noch in 400 Meter Entfernung richtete die Explosion Schäden an. Der Fahrer eines Malerbetriebs berichtet, er habe gerade vor der Einfahrt zur Fabrik gewendet, als die Detonation stattfand. Sein Renault-Lieferwagen habe einen Satz von ein bis zwei Meter zur Seite gemacht.
Gebiet war häufig Ziel von Bombenangriffen
Möglicherweise, sagt die Polizei, handelt es sich bei dem Sprengkörper um eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Gegend war öfter Ziel von Bomberangriffen der Alliierten. Noch ist nicht klar, ob weitere Sprengkörper in dem Bauschutt verborgen sind. Genaue Erkenntnisse über die Ursache und Größe der Bombe erwartet die Polizei erst nächste Woche.