Spanien "Sie werden buchstäblich gekocht" – Vogelküken stürzen sich wegen Hitze aus ihren Nestern

Spanien: Ein gerettetes Vogelküken
Tierschutzorganisationen in Spanien schlagen Alarm: Derzeit stürzen sich hunderte Küken aus ihren Nestern, weil sie die Hitze nicht aushalten.
© Screenshot Instagram: @ecourbeasoc
Spanien leidet unter einer der frühesten Hitzewellen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Temperaturen sind nicht nur für Menschen unerträglich. Immer mehr Vogelküken stürzen sich derzeit aus ihren Nestern, weil sie es darin nicht mehr aushalten.

Seit Tagen ächzt der Südwesten Europas unter einer außergewöhnlich frühen Hitzewelle. In Spanien wurden bereits Warnung vor Extremtemperaturen für mehrere Städte herausgegeben. Doch nicht nur für Menschen ist das Wetter unerträglich. Auch die Tierwelt leidet massiv unter der Hitze. Spanische Tierschutzorganisationen schlagen nun Alarm, weil sich in Städte wie Sevilla Fälle häufen, in denen sich Vogelküken – meist Mauersegler – aus ihren Nestern stürzen, weil sie die Hitze darin nicht aushalten. 

Spanien: Vogelküken stürzen sich wegen Hitze aus Nestern

Unter anderem die Organisation "Ecourbe" spricht von bereits hunderten toten Jungvögeln in den Straßen. Anwohner in Sevilla und Córdoba hatten bereits Ende vergangener Woche Dutzende frisch geschlüpfte Küken entdeckt, die auf Bürgersteigen verstreut lagen – teilweise bereits verendet, teilweise noch lebend aber sehr schwach. 

"Wenn man die Straße entlangging, lagen 100 Küken am Fuße eines Gebäudes, einige sterbend, andere kaum noch lebend", sagte die Biologin Elena Moreno Portillo von Ecourbe, einer in Sevilla ansässigen Vereinigung, die sich für den Schutz in städtischen Gebieten einsetzt dem britischen "Guardian". 

Ecourbe und andere Organisationen machten die extremen Temperaturen dafür verantwortlich. Die früheste Hitzewelle in Spanien seit mehr als 40 Jahren fiel mit der Brutzeit der Mauersegler zusammen.

Vogelküken fallen heißen Temperaturen zum Opfer: "Sie werden buchstäblich gekocht"

Die Vögel bauen ihre Nester oft in Gebäudefassaden oder in den Hohlräumen von Dächern und lassen nur einen kleinen Spalt nach außen offen. "Unsere Gebäude bestehen in der Regel aus Beton oder Metallplatten, und diese werden sehr heiß. So werden sie zu einem Ofen, und die Küken, die noch nicht fliegen können, stürzen hinaus, weil sie die Temperatur im Inneren nicht aushalten", sagte Moreno Portillo. "Sie werden buchstäblich gekocht."

Als die Temperaturen in den vergangenen Tagen kletterten – sowohl in Sevilla als auch in Córdoba herrschten Temperaturen um die 42 Grad – begannen Freiwillige in den Städten, sich um die Mauerseglerkolonien zu kümmern und so viele dehydrierte und unterernährte Küken einzusammeln, wie sie finden konnten. Mehr als 400 dieser Vögel wurden in das staatliche Auffangzentrum für bedrohte Arten gebracht, in der Hoffnung, dass sie dort wieder aufgepäppelt werden können.

Moreno Portillo schätzte, dass Tausende von Mauerseglern durch die Hitze in Andalusien aus ihren Nestern vertrieben worden waren. In Madrid teilte das Vogelzentrum "Brinzal" ebenfalls mit, dass es zahlreiche Mauerseglerbabys behandelte, die versucht hatten, der Hitze zu entkommen.

Sommertemperaturen steigen immer früher an

Mauersegler, die ihre Nester vorzeitig verlassen, sind den Ökologen in Andalusien schon lange bekannt, so Moreno Portillo. Aber da die Sommertemperaturen auf der Halbinsel immer früher ansteigen – der staatliche Wetterdienst des Landes sagt, dass der Sommer heute 20 bis 40 Tage früher beginnt als noch vor 50 Jahren – tritt dieses Phänomen immer häufiger auf. "Es wird zur Normalität, es kommt immer häufiger vor", sagte sie.

In diesem Fall hätten einigen Wochen einen Unterschied ausmachen können, so Moreno Portillo. "Mitte Juli wären viele dieser Vögel wahrscheinlich in der Lage gewesen, zu fliegen. Doch die Hitzewelle kam zu früh, die Jungtiere hätten keine Zeit mehr gehabt, das Fliegen zu lernen. 

Auch wenn sich derzeit viele freiwillige Helfer fürsorglich um die Küken kümmern und sie zu Auffangstationen bringen, um ihnen die Chance zu geben, wieder auf die Beine zu kommen, betonen Tierschutzorganisationen, dass dies kein Dauerzustand sein könne. 

Ecourbe beklagt, dass das Umweltministerium der andalusischen Regionalregierung den Auffangstationen von Sevilla nicht genügend Mittel und Personal zur Verfügung stellt, um die Nachfragespitzen zu bewältigen, die jedes Jahr während der Brutzeit im Frühjahr und Sommer auftreten, so die spanische Zeitung "Diario de Sevilla". 

Der Verband fordere, dass die Auffangstationen Präventionspläne entwickeln, um mit diesen Situationen in Zukunft umgehen zu können, insbesondere in Sevilla, wo die Zahl der Mauersegler sehr hoch ist. 

pgo

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