Mikroskospie-Forschung Deutscher Stefan Hell gewinnt Chemie-Nobelpreis

Der Chemie-Nobelpreis geht an einen Deutschen: Gemeinsam mit zwei US-Amerikanern wird der Göttinger Forscher Stefan Hell für die Entwicklung einer superauflösenden Mikroskopie geehrt.

Der Chemie-Nobelpreis geht in diesem Jahr an den deutschen Max-Planck-Forscher Stefan Hell sowie die US-Amerikaner Eric Betzig und William Moerner. Sie erhalten die Auszeichnung für die Entwicklung der superauflösenden Fluoreszenzmikroskopie. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm bekannt. Die höchste Auszeichnung für Chemiker ist mit umgerechnet rund 880.000 Euro (Acht Millionen Schwedischen Kronen) dotiert.

"Ihre bahnbrechenden Arbeiten haben die optische Mikroskospie in die Nanodimension geführt", begründete die Akademie die Entscheidung. "Lange Zeit wurde die optische Mikroskopie von einer vermuteten Begrenzung aufgehalten: Dass sie nie eine bessere Auflösung haben kann als die Wellenlänge von Licht. Mithilfe fluoreszierender Moleküle haben die Chemie-Nobelpreisträger von 2014 dies auf geniale Weise umgangen."

"Eine Weile gebraucht, das zu realisieren"

Hell, der über Telefon der Pressekonferenz zugeschaltet war, sagte: "Ich konnte es nicht glauben. Glücklicherweise habe ich die Stimme von Staffan Normark wiedererkannt, deshalb habe ich realisiert, dass es wahr ist. Aber ich habe eine Weile gebraucht, das zu realisieren." Der Ständige Sekretär der schwedischen Wissenschaftsakademie hatte dem Deutschen die Nachricht am Vormittag vor der offiziellen Verkündung überbracht.

Hell erklärte, die Fluoreszenzmikroskopie sei wichtig, um zu erkennen und zu verstehen, wie die Zelle auf einer molekularen Ebene funktioniert und was in einer kranken Zelle falsch läuft.

Nobelpreis wird am 10. Dezember überreicht

Am Dienstag war der Physik-Nobelpreis drei gebürtigen Japanern zuerkannt worden. Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura hatten blaue Leuchtdioden entwickelt und damit den breiten Einsatz von LEDs ermöglicht. Einen Tag zuvor hatte die Nobel-Jury die höchste Auszeichnung für Medizin dem norwegischen Ehepaar May-Britt und Edvard Moser sowie John O'Keefe (USA/Großbritannien) zugesprochen. Sie hatten herausgefunden, wie der Orientierungssinn funktioniert.

Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Im vergangenen Jahr hatten Martin Karplus (USA/Österreich), Michael Levitt (USA/Großbritannien) und Arieh Warshel (USA/Israel) den Nobelpreis für Chemie erhalten. Sie haben Methoden entwickelt, mit denen sich auch komplexe chemische Reaktionen virtuell nachvollziehen lassen. Damit können Medikamente und Solarzellen optimiert werden.

DPA · Reuters
mad/DPA/AFP/Reuters

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