Der Lotus-Sitz (Padmasana): Das Zusammenwirken von Göttern und Dämonen
Vor langer Zeit hatten die Dämonen und die Götter einen Pakt geschlossen, um auf der Suche nach dem Elixier der Unsterblichkeit gemeinsam den Kosmischen Ozean zu durchwühlen. Eine mühevolle Aufgabe, bei der sie über viele Jahrtausende das Gewässer aufwirbelten. Plötzlich tauchte eine Gestalt aus dem Urozean auf. Es war Dhanvantari, der himmlische Arzt, geboren aus der Suche nach Unsterblichkeit. Er trug einen Behälter bei sich. Die Götter und Dämonen wussten sofort, dass sich darin das begehrte Elixier verbergen musste. Gierig rappelten sich Dämonen auf, um das Gefäß zu ergreifen. Der Gott Visnu kannte die lüsterne Natur der Dämonen und verwandelte sich in seine weibliche Form, die Verführerin Mohini, sodass die Dämonen vorübergehend abgelenkt waren. Die Götter wollten das Elixier an sich nehmen, da erschien noch ein Wesen in den Wellen: Eine wunderschöne Frau, auf einem weißen Lotus schwebend und in strahlendem Rot gekleidet. Sie wurde von zwei Elefanten flankiert und die himmlischen Musiker sangen in den höchsten Tönen, während der Kosmische Ozeane ihre Erscheinung hervorbracht. Es war Laksmi, Göttin der Fruchtbarkeit, Kunst, Gesundheit und Schönheit. Als Verkörperung der göttlichen Liebe schaut Laksmi sich sofort nach einem Partner um. Sie ging an den Göttern vorbei, bis sie vor Visnu zum Stehen kam. Sie sprach zu ihm: "Ich werde für immer in deinem Herzen wohnen, glorreicher Herr. Meine Liebe zu dir soll durch deine grenzenlose Liebe zu mir erwidert werden, eine Liebe, die wir auf die Ewigkeit projizieren werden." In der Geschichte steht der Urozean laut Sanskrit-Wissenschaftler Raj Balkaran für den den menschlichen Verstand, den ein jeder – durch mühevolle Arbeit – verfeinern kann, bis die "unsterbliche Reinheit", die Essenz des eigenen Seins zum Vorschein kommt. Dafür ist es jedoch nötig, mit seinen Dämonen zu arbeiten. Nur wer Frieden mit seinen Schattenseiten schließt, kann das "fruchtbarste Ergebnis" ernten und wie Laksmi auf dem Lotus Armut, Krankheit und Einsamkeit überwinden, um Wohlstand, Gesundheit, Liebe zu erlangen.
© Devika Menon