
Der Adler (Garudasana): Visnus starker, furchtloser Gefährte
Der weise Kasyapa gewährte zwei von seinen 27 Gattinnen jeweils einen Wunsch. Die Mutter aller Schlangen, Kadru, bat ihn um tausend Söhne von großer Stärke. Die Mutter aller Vögel, Vinata, wollte ihre Rivalin übertrumpfen und wünschte sich zwei Söhne, deren Stärke größer sein würde als die aller Schlangen-Söhne. Während die Schlangen schlüpften, wartete Vinatas vergeblich. Nach 500 Jahren brach sie eines ihrer beiden Eier auf. Ein Vogel schlüpfte, doch er war so verärgert über die Ungeduld seiner Mutter, dass er sie mit einem Fluch belegt. Sie müsse weitere 500 Jahre auf das zweite Ei warten und die Zeit in Knechtschaft verbringen. Kurz darauf fiel Vinata auf eine Liste der Schlangen-Mutter herein, wodurch sie zu ihrer Dienerin wurde. Nach 500 weiteren Jahren schlüpfte der Adler Garuda, strahlend wie die Sonne. Doch auch er wurde in die Knechtschaft geboren. Das konnte der König der Vögel nicht hinnehmen und schlug den Schlangen ein Tauschgeschäft vor. Das Einzige, das die Schlangen im Gegenzug für seine Freiheit akzeptieren, was das Elixier der Unsterblichkeit, das im Himmel aufbewahrt und von den Göttern bewacht wurde. Da jedoch keiner der Götter dem feurigen Adler gewachsen war, kehrte Garuda trotz aller Hindernisse und Kämpfe unversehrt mit dem Elixier aus dem Himmel zurück. Bei der Ankunft auf der Erde erschien ihm der große Gott Visnu. Beeindruckt von der Stärke des Adlers gewährte er ihm einen Wunsch. Garuda bat darum, Visnus Gefährte zu werden. Der Gott war erfreut und verlieh dem Adler die Unsterblichkeit. "Jetzt, wo du einer von uns bist, musst du wissen, dass es zu unseren wichtigsten Aufgaben gehört, dafür zu sorgen, dass das Elixier nicht in falsche Hände gerät", belehrte ihn Vinsu. Damit meinte der Gott vor allem Dämonen, Menschen und Schlangen. Also ersann der Adler eine List. Er lieferte den Schlangen das Elixier, doch er empfahl seinen Halbbrüdern, sich vorher rituell zu waschen. Während die Schlangen badeten, stahl Vinus das Elixier und brachte es zurück in den Himmel. Er wusste, dass nur Garuda die Kraft hatte, die Verteidigung der Götter zu durchbrechen. Nun besaß er aber die Weisheit, es nie wieder zu tun.
© Devika Menon