Die Nachsilbe "Gate" ist Anglizismus des Jahres 2013. "Sie hat sich im vergangenen Jahr noch einmal besonders ausgebreitet", schreibt der Berliner Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch zur Begründung. Der Forscher ist Initiator der Aktion "Anglizismus des Jahres" und sitzt einer vierköpfigen Jury aus Sprachwissenschaftlern vor, die solche Fremdwörter seit 2010 einmal jährlich kürt.
Als aktuelle Beispiele nannte der Forscher das "Handy-Gate", also die Affäre um das vom US-Geheimdienst NSA abgehörte Mobiltelefon von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), das "Dirndl"- beziehungsweise "Brüderle-Gate" oder einen Wahlkampfpatzer von Peer Steinbrück, der als "Eierlikörgate" in die Geschichte einging. Die weiteren Plätze belegten die Vorsilbe "Fake-" (Fälschung) und das Wort "Whistleblower" (Enthüller).
Insgesamt habe es mehr als ein Dutzend "Gates" gegeben, darunter ein "Handtaschen-Gate" - einer Politikerin war fälschlicherweise vorgeworfen worden, sie habe ein Flugzeug wegen ihrer vergessenen Handtasche aufhalten wollen - und ein "Mops-Gate" um eine verschwundene Hundestatue von einem Denkmal für Loriot.
Dickes Lob für Anglizismen
Die Sprachwissenschaftler wollen mit ihrer Aktion solche Anglizismen keineswegs schlecht reden - ganz im Gegenteil. Die Initiative "Anglizismus des Jahres" würdige den positiven Beitrag des Englischen zur Entwicklung der deutschen Sprache, heißt es auf der Website "anglizismusdesjahres.de". Die Initiative wolle ein besseres Verständnis von Lehnwörtern im Sprachwandel erreichen.
Schließlich sei die Entlehnung von Wörtern ein natürlicher Prozess, der in jeder Sprache stattfinde und die Sprachen bereichere. Das Englische spiele dabei derzeit als globale Lingua Franca - also als gemeinsame Verkehrssprache - eine wichtige Rolle für alle großen Kultursprachen.
Auch zur Verbreitungsgeschichte der Nachsilbe "Gate" im Deutschen haben die Forscher Interessantes zu berichten: So sei diese 1972 mit dem Lehnwort Watergate(-Skandal) in unsere Sprache gelangt und werde seitdem in Berichten über Affären genutzt. Bis weitere Neuschöpfungen auf Deutsch hinzukamen, dauerte es bis1987, als der "Spiegel" das Wort "Waterkantgate" für die Barschel-Affäre nutzte. In den Jahren danach folgten "Börsengate" oder "Bimbes-Gate". In jüngster Zeit habe es dann sehr viele "Gates" gegeben.