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Hunderasse Die Queen liebt sie. Das Internet auch. Was am Hype um Corgis und der Kritik an ihnen dran ist

Corgi-Parade anlässlich des 70. Thronjubiläums von Queen Elisabeth II. in Ottawa
Corgi-Parade im Mai 2022 anlässlich des 70. Thronjubiläums von Queen Elisabeth II. in Ottawa 
© Zuma Press / Imago Images
Auf Fotos und in Videos bei Instagram und Twitter, auf Schmuck und Kleidung: Corgis sind überall. Die Hunde mit den kurzen Beinen sind nicht nur bei der Queen beliebt. Was ist dran am Corgi-Hype? Über das Wesen dieser Hunde, ihre Zucht und die Kritik daran. 

Plötzlich waren sie überall. Auf Instagram, auf Twitter, auf Socken. Es gibt Haarspangen in Corgi-Form, es gibt Broschen in Corgi-Form. Und immer wieder begegnen einem Corgis auch als die Hunde, die sie sind: die mit den kurzen Beinen und den großen Ohren. Sie tollen im Park herum oder werden in der Fußgängerzone ausgeführt. Auch beim 70. Thronjubiläum der Queen hatten Corgis große Auftritte: bei Corgi-Paraden zu Ehren der Königin. Denn Elisabeth II. liebt die kleinen Hunde, die eigentlich mittelgroße sind, und hatte sie jahrzehntelang um sich. 

Die Ursprünge der Corgis waren allerdings keineswegs royal. Statt possierlicher Fotos auf königlichen Kissen ging es da um Arbeit auf dem Feld. Die beiden Corgi-Rassen Pembroke und Cardigan gelten laut dem Club für Britische Hütehunde e.V. als einer der ältesten Hunderassen der Welt. Seit dem 12. Jahrhundert ist der Pembroke demnach als Hüte- und Treibhund für Rinder und Ponies bekannt und wurde zum Treiben der Viehherden auf Weiden und Märkte eingesetzt. Seine Taktik: Er kniff von hinten in die Stelle über dem Hufrand. Ein Wadenbeißer also. Laut Hütehunde-Club ein Verhalten, das inzwischen weitestgehend verschwunden sei und sich mühelos abstellen lasse. 

Eine Frau führt zwei Pembroke Welsh Corgi an der Leine
Zwei Welsh Corgi Pembroke
© agefotostock / Imago Images

Welche Unterschiede gibt es zwischen Cardigan und Welsh Corgi Pembroke?

Wie ihre Namen Welsh Corgi Pembroke und Welsh Corgi Cardigan unschwer erahnen lassen, kommen Corgis ursprünglich aus Wales. Der Pembroke hat von den beiden die kompaktere Figur und kleinere Ohren. Es gibt ihn in den Farben Rot, Zobel sowie Schwarz und Rot gemischt (Tricolour). Er hat etwas Fuchsartiges an sich. Laut Zuchtstandard soll er eine Höhe bis zu 30,5 Zentimeter erreichen und maximal 12 Kilogramm wiegen. Der Welsh Corgi Cardigan ist meist Zobel- oder Rehfarben oder Schwarz. 

Ein Welsh Corgi Cardigan geht auf einer Wiese entlang
Ein Welsh Corgi Cardigan 
© agefotostock

Für wen ist der Welsh Corgi Pembroke der passende Hund?

Corgis sind gefühlt also überall – zumindest im Internet. Sind sie vor allem ein Netzphänomen und besonders in der Heimat der Queen beliebt oder gibt es inzwischen auch in Deutschland mehr von ihnen? "Unsere Züchter sind inzwischen besser vernetzt und mehr in den sozialen Medien unterwegs als noch vor drei oder vier Jahren. Wir begrüßen das", sagt Sarah Boyd vom Club für Britische Hütehunde. "Einen Trend, dass es jetzt mehr Corgis gibt, beobachten wir aber nicht. Corgis sind keine Modehunde." 20 bis 50 Würfe gibt es jedes Jahr im Club.

Und wer nimmt die Corgi-Welpen dann bei sich auf? "Wir beobachten, dass sich vor allem Paare Anfang 30 für Corgis interessieren, die nicht mit der Masse schwimmen und einen besonderen, anderen Hund haben wollen." Der Corgi als Distinktionsmerkmal. 

Boyd gerät ins Schwärmen: "Corgis sind wunderbare Hunde. Es sind Familienhunde." Der Corgi Pembroke sei aber auch ein kleiner Clown. "Wir empfehlen, täglich ein bis zwei Stunden mit ihnen rauszugehen. Das ist im Vergleich mit anderen Rassen nicht allzu viel, allerdings sollten Hundehalter dennoch viel Zeit mit ihrem Corgi verbringen. Denn die sind klug und sie wollen beschäftigt werden." Und sie seien anpassungsfähig: "Einen Corgi können Sie auch in einer Wohnung in der Stadt halten, das ist gar kein Problem Corgis haben keinen ausgeprägten bis keinen Jagdtrieb."

Kritik von Peta an der Corgi-Zucht

Die Begeisterung für die kurzbeinigen Hunde ist jedoch nicht uneingeschränkt. Anlässlich der Thronjubiläumsfeiern für die Queen Anfang Juni kritisierte die Tierrechtsorganisation Peta die Corgi-Zucht. "Corgis sind absichtlich so gezüchtet worden, dass ihre Beine zu kurz für ihre Körper sind, was schmerzhafte Hüft- und Wirbelsäulenprobleme verursacht, und sie sind anfällig für zahlreiche andere Gesundheitsprobleme", twitterte Peta UK und appellierte: "Kauft niemals Corgis. Sie zu kaufen unterstützt Züchter, die einen Wurf nach dem anderen produzieren, um Profit zu machen." So etwas wie verantwortungsvolle Züchter gebe es Peta zufolge nicht (derstern berichtete). 

Sarah Boyd nimmt ihr Metier in Schutz. Sie verweist auf die lange Geschichte der Corgi-Zucht und die Ursprünge der Rasse: "Sie mussten schnell sein und weite Strecken zurücklegen. Kranke oder anfällige Tiere wären überhaupt nicht im Sinne der Zucht gewesen." Sie seien es auch heute nicht: "Im Gegenteil – als Züchter achten wir darauf, dass keine Hüft- oder Rückenleiden oder sonstige Krankheiten vererbt werden."

Lars Theyse, Professor für Chirurgie an der Klinik für Kleintiere der Universität Leipzig, sagt auf Anfrage des stern: "Die Corgis sind gezüchtet als Hütehunde mit kürzeren Beinen, weil das in der Arbeit ein Vorteil war." Wie bei den meisten Hunderassen sei der Verwendungszweck nicht mehr führend in der Zucht. Er gibt Entwarnung: "Mit kurzen Beinen können Hunde prima funktionieren ohne Lahmheit oder Schmerzen. Denken Sie mal an Dachshunde." Die Welsh Corgis seien nicht weniger gesund als sonstige Rassen. "Alle Hunderassen sind das Ergebnis einer gezielten menschlichen Zucht. Damit habe jede Rasse auch ihre spezifische Erkrankungen."

Wie viel kostet ein Welsh Corgi Pembroke? 

Wer die Anschaffung eines Zucht-Tiers nicht per se ausschließt und sich explizit für einen Corgi interessiert, muss das nötige Geld mitbringen. "2000 Euro für einen Welpen", sagt Sarah Boyd. Wartezeit: sechs bis sieben Monate. Wer sich für einen Corgi interessiere, könne die Corgi-Verantwortlichen im Club für Britische Hütehunde kontaktieren oder gleich die Züchter in den Landesgruppen. Nach einem ersten Telefongespräch gebe es ein Kennenlernen. Im Gespräch mit Boyd wird schnell klar, dass es hier nicht um irgendeinen Handel geht, sondern um Beziehungen, ja, um Familie: "Es ist sehr wichtig, dass sich der Züchter und die zukünftigen Besitzer verstehen", betont Boyd. "Schließlich sind die Welpen unsere Babys, die wir da abgeben."

An denen hängen dann nicht nur die Züchter: "Gerade bei Menschen, die zum ersten Mal einen Hund haben, mahnen wir zu einer gewissen Vorsicht. Denn Corgi-Welpen sind unglaublich niedlich." Da würden vor allem unerfahrene Hundehalter gerne dazu neigen, das Tier zu verwöhnen. "Und dann tanzt ihnen ihr Corgi später auf der Nase rum und gibt den Ton an." 

Quellen: Club für Britische Hütehunde e.V., Peta UKInstagram, Twitter

jek

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