Dass kleine Fische Schwärme bilden, ergibt Sinn: Ihre Feinde werden durch die vielen, durcheinander schwimmenden Tiere so verwirrt, dass sie sich kaum auf ein einzelnes Opfer konzentrieren können. Der Schwarm erhöht also die Überlebenschancen jedes einzelnen kleinen Fischs. Doch wann begannen die Tiere, auf diese Taktik zu setzen? Forscher hatten sich beinahe schon damit abgefunden, diese Frage niemals beantworten zu können. Denn der einzige mögliche Beweis, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt der Evolutionsgeschichte bereits Fische in Schwarmformation gab, wäre – neben der Nutzung einer Zeitmaschine – das Vorhandensein eines versteinerten Schwarms. Und dazu müsste eine ganze Gruppe von Fischen unter den perfekten Bedingungen gleichzeitig zu Tode kommen. Das klingt genauso unwahrscheinlich wie es ist – und doch scheint es zumindest einmal passiert zu sein.
Die Chance, so ein Fossil zu finden: kaum existent
Fast jedoch wäre diese wertvolle wissenschaftliche Rarität übersehen worden. Wenn nicht Nobuaki Mizumoto von der Arizona State University vor einigen Jahren ein Museum in der japanischen Stadt Katsuyama ein Museum besucht hätte. Im "Fukui Prefectural Dinosaur Museum" nämlich fiel ihm ein Foto auf, auf dem eine Kalksteinplatte zu sehen war, in der man die fossilen Überreste von 259 kleinen Fischen erkennen konnte. Ein Fund, der auch im Original in dem Museum aufbewahrt wird, aber nicht ausgestellt wurde. Mizumoto vermutete, dass wohl nur wenigen Menschen die Bedeutung dieser Steinplatte bewusst gewesen sein dürfte.
Er bat die Kollegen aus Katsuyama, die Steinplatte untersuchen zu dürfen. Das Objekt war rund einen halben Meter breit und 40 Zentimeter hoch. Gefunden worden war es einst in den USA. Nach einer ersten Analyse konnte Mizumoto die versteinerten Fische als Erismatopterus levatus bestimmen – eine längst ausgestorbene Art, die nur aus einem bestimmten Gebiet der USA bekannt ist. Das Alter des Fossils datierte der Wissenschaftler auf rund 50 Millionen Jahre.
Kleine Fische wussten sich schon damals zu helfen
Und er konnte dank des ungewöhnlichen Fundes, der fast in einem Museumskeller verstaubt wäre, darauf schließen, dass Fische bereits vor 50 Millionen Jahren damit begonnen hatten, in Schwärmen zu schwimmen. Zwar sei es theoretisch möglich, dass mehr als 200 kleine Fische zeitgleich gestorben, zu Boden gesunken und nur durch Zufall in dieser Schwarmformation konserviert worden seien – für wahrscheinlicher hält Mizumoto aber, dass die Tiere schon zu Lebzeiten im Schwarm unterwegs waren und dann plötzlich, etwa durch eine ins Wasser stürzende Sandlawine, ein plötzliches Ende fanden.
Quellen:The Royal Society / "Spiegel Online"
