Geologie Gewaltige Vulkankette im Pazifik entdeckt

Wissenschaftler der Universitäten Kiel und Freiberg (Sachsen) haben bei einer internationalen Expedition im Südpazifik vor dem Tonga-Inselbogen eine Kette von 20 riesigen untermeerischen Vulkanen entdeckt.

Es gibt sie noch, die weißen Flecken auf der Landkarte - auch wenn sie offenbar unter Wasser liegen. So haben jetzt Wissenschaftler der Universitäten Kiel und Freiberg (Sachsen) bei einer internationalen Expedition im Südpazifik vor dem Tonga-Inselbogen eine Kette von 20 riesigen untermeerischen Vulkanen entdeckt. In 1.800 Meter Meerestiefe erhebt sich jeder der noch aktiven Vulkane mehr als 1.000 Meter über den Meeresboden, sie haben einen Durchmesser von bis zu 20 Kilometer. «So viele Vulkane in einem Gebiet sind äußerst selten», sagt dazu der Freiberger Mineraloge und Expeditionsteilnehmer Ulrich Schwarz-Schampera.

Risiko für Tonga

«Sie stellen ein mögliches Risikopotenzial für die Tonga-Inselwelt dar. Bei einem Ausbruch könnte eine gewaltige Flutwelle über diese relativ flache Region hinwegfegen», erklärt Expeditionsleiter Prof. Peter Stoffers vom Institut für Geowissenschaften der Kieler Christian-Albrechts-Universität. Diese Information seien sofort nach Tonga weitergeleitet worden. «Einige dieser Vulkane haben spektakuläre Explosionskrater von bis zu einem Kilometer Tiefe und 1,8 Kilometer Durchmesser und sind von der Größe her vergleichbar mit dem Vesuv oder dem Stromboli», sagt Stoffers.

Gemeinsame Expedition

Während der inzwischen beendeten 49-tägigen Expedition unter Leitung der Uni Kiel, die das deutsche Forschungsschiff «Sonne» in das Gebiet zwischen Tonga und Neuseeland führte, hatten die Kieler und Freiberger Wissenschaftler gemeinsam mit Fachleuten aus Frankreich, Kanada, Neuseeland und Tonga den Meeresboden vor dem Inselkönigreich Tonga kartiert.

Hinweise auf Goldvorkommen

Dabei entdeckten sie im Bereich der untermeerischen Vulkane auch Erzvorkommen, die auf reichen Goldgehalt hinweisen und nur 200 Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Unmittelbar davor hatten die Wissenschaftler vom Institut für Mineralogie der TU Bergakademie Freiberg im Südpazifik bereits ein Goldvorkommen in großer Meerestiefe erkundet. Vor der Ostküste Papua-Neuguineas brachte die internationale Forschercrew unter Leitung des Freiberger Professors Peter Herzig erstmals Bohrungen in mehr als 1.000 Meter Meerestiefe nieder.

Spezialbohrer aus England

Mit einem englischen Spezialbohrer für große Meerestiefen konnten sie mehrere Meter lange Bohrkerne aus dem bereits 1994 entdeckten untermeerischen Goldvorkommen gewinnen. Gebohrt wurde sowohl am Conical Seamount, einem erloschenen untermeerischen Vulkan, wo sich das Goldvorkommen deutlich größer als vermutet erwies, als auch in einem zweiten Arbeitsgebiet, im östlichen Manus Becken im Bereich so genannter «Black Smoker». Das sind mehrere Meter hohe Schlote auf dem Meeresboden, aus denen rauchartig Metallsulfide aufsteigen.

Kupfer und Zink gefunden

Dort entdeckten die Wissenschaftler Erze, die überaus reich an Kupfer und Zink sind. «Mit den Proben, die wir jetzt detailliert untersuchen, können wir die Entstehung von Vorkommen an Land besser verstehen», erklärt Schwarz-Schampera. Die Auswertung der Arbeitsergebnisse wird die Wissenschaftler des Leibniz-Labors für Angewandte Meeresforschung an der TU Bergakademie, der Universität Kiel sowie aus drei weiteren Ländern noch zwei Jahre lang beschäftigen.

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