Klimaschutz-Index Deutschland rutscht auf Platz sieben ab

Die ersten drei Plätze bleiben wieder leer: Pünktlich zum Beginn der zweiten Woche des Weltklimagipfels hat die Entwicklungsorganisation Germanwatch in Kopenhagen den neuen Klimaschutz-Index vorgestellt. Das bittere Fazit: Noch unternimmt kein Land genug, um die globale Erwärmung zu begrenzen.

Auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen hat die Entwicklungsorganisation Germanwatch ihre jährlich erstellte Klimaschutz-Rangliste präsentiert. Erstmals schnitt mit Brasilien ein Schwellenland am besten ab, wobei Germanwatch aus Kritik am zu zaghaften Kampf der Länder gegen die Erderwärmung die Plätze eins bis drei erneut nicht vergab. Deutschland, das vergangenes Jahr Zweitbester war, landet diesmal auf dem viertbesten Platz. Schlusslichter sind Kanada und Saudi-Arabien. Der Index stuft 57 Länder nach ihrem Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) ein. Zusammen sind die untersuchten Staaten Germanwatch zufolge für mehr als 90 Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich.

Auch wenn Fortschritte erkennbar sind, Grund zum Entwarnen gibt es der Entwicklungsorganisation zufolge nicht: "Erneut hat noch kein Land den Pfad zur Vermeidung eines gefährlichen Klimawandels eingeschlagen", erläuterte Klimaschutz-Experte Jan Burck. Keines sei schon für die Aufgabe vorbereitet, die globale Erwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten. Deutschland habe zwar von allen Ländern die größte Emissionsabnahme, die Klimapolitik wurde jedoch schlechter bewertet als im vergangenen Jahr. Negativ ausgewirkt hätten sich unter anderem die deutsche Blockierung strikterer EU-CO2- Richtwerte für Autos und die fehlende Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie, erklärte Christoph Bals von Germanwatch.

Europa fällt zurück, Schwellenländer holen auf

In Europa liegen Schweden und Großbritannien vor Deutschland. Frankreich landete auf Platz acht. Großbritannien sei "das einzige Land, in dem Klimaschutz bislang umfassend und langfristig gesetzlich geregelt ist", heißt es in der Studie. Der sogenannte Climate Change Act solle es ermöglichen, die Kohlendioxidemissionen bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren. Während Europa seine Vorreiterolle im Klimaschutz verliert, holen Schwellenländer wie Indien und Brasilien auf. Brasilien, das von Platz acht auf den vierten Platz geklettert ist, hat sich laut Germanwatch dank einer aktiveren Klimapolitik verbessert.

Am Ende der Rangliste finden sich unter anderen die größten Verschmutzer der Erde: China auf Platz 52 (nach Platz 49 im Jahr zuvor) und die USA auf Platz 53. Die schlechtesten Werte haben Kanada auf Platz 59 und Saudi-Arabien auf Platz 60. An die Adresse der USA hieß es, zwar habe sich das Land verglichen mit dem vergangenen Jahr um einige Plätze verbessert. Der Nachweis, dass sich die klimapolitische Wende der neuen Regierung unter Präsident Barack Obama in Emissionsminderungen und einer globalen Führungsrolle beim Klimaschutz ausdrücke, stehe aber noch aus. Bei der längerfristigen Entwicklung des Klimagas-Ausstoßes bescheinigte Germanwatch "insbesondere Australien, China, Saudi-Arabien und Österreich" ein sehr schlechtes Abscheiden.

Der Index wird jedes Jahr auf der UN-Klimakonferenz zum Jahresende vorgestellt. Bewertet wurden die 57 Staaten nicht nur nach Emissionsniveau. Einbezogen wurde auch der Trend, die nationale Politik und die internationale Klimadiplomatie. Mit eingeflossen sind allerdings nur die Emissionen aus der Energienutzung, da die Treibhausgase aus Landnutzung - vor allem aus Abholzung von Wäldern - schwer zu erfassen seien, erklärte Germanwatch.

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DPA/AFP/AP

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