Nobelpreisverleihung Zwei Deutsche haben es geschafft

Die beiden wissenschaftlichen Preisträger Gerhard Ertl (Chemie) und Peter Grünberg (Physik) nahmen heute in Stockholm den Nobelpreis entgegen. Grünberg teilt sich den mit 1,1 Millionen Euro dotierten Preis mit dem Franzosen Albert Fert. Den Friedensnobelpreis erhielten Al Gore und der Weltklimarat.

An seinem 71. Geburtstag kam die Mitteilung aus Stockholm und der Berliner Wissenschaftler Gerhard Ertl zeigte sich überrascht. Er habe zwar gewusst, dass er im Favoritenkreis für einen Nobelpreis sei, "aber auch der engere Kreis ist noch ziemlich groß", sagte er. 45 Jahre lang hat der weltweit anerkannte Wissenschaftler auf dem Gebiet der physikalischen Chemie im Bereich der Oberflächenforschung gearbeitet. Eines seiner Hauptwerke ist die fünfbändige Enzyklopädie zum Thema "Heterogene Katalyse", ein Standardwerk der Katalysatorforschung. Vom Kunstdünger über die Abgasreinigung und bis hin zur Brennstoffzelle wird seine Forschung heute eingesetzt. "Gerhard Ertl ist einer der ersten, der das Potenzial dieser neuen Techniken erkannte", begründete das Nobelpreiskomitee seine Entscheidung.

Der Mutter hat's gestunken

Schon im Kinderzimmer übte er mit chemischen Experimenten - bis seine Mutter das nicht immer ganz geruchlose Tun verbot. Er studierte Physik in Stuttgart, Paris und München; an der Technischen Universität München promovierte er und habilitierte sich mit der "Untersuchung von Oberflächenstrukturen und "Reaktionen mittels Beugung langsamer Elektronen". Ertl arbeitete als Professor an der Universität Hannover und der Ludwig-Maximilians-Universität München, hatte in den 70er und 80er Jahren drei Gastprofessuren in den USA, darunter am renommierten California Institute of Technology und wurde 1986 schließlich Leiter der Abteilung für Physikalische Chemie am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin. Er ist mit acht Ehrendoktorwürden ausgezeichnet, so auch mit denen der drei Berliner Hochschulen.

Giga-Leistung

Die Leistung es Physikers Peter Grünberg hat die Computerwelt im letzten Jahrzehnt revolutioniert. Bereits 1988 wurde seine Entdeckung des Riesenmagnetwiderstands patentiert. Der Effekt löste das Problem des knappen Speicherplatzes in Computern und ermöglichte die heute verwendeten Giga-Byte-Festplatten. Rund 100 Milliarden Euro Umsatz werden nach Schätzungen des Jülicher Forschungsinstituts, an dem Grünberg von 1972 bis 2004 arbeitete, jährlich dank seiner Erfindung weltweit gemacht. Der 68-jährige Forscher gab sich eher gelassen, als er am 9. Oktober vom Nobelpreis in Physik erfuhr. Als die Nachricht kam, sei er in seinem Büro gewesen: "Weil man ja weiß, dass der Anruf aus Stockholm gewöhnlich um 11.30 Uhr kommt."

Die Arbeit Grünbergs ist eng verbunden mit der des französischen Physikers Albert Fert, mit dem er sich den Nobelpreis teilt. Der Sohn des Physikers Harles Fert kam ebenfalls in den 80er Jahren auf die Spur des Riesenmagnetwiderstands und veröffentlichte seine Ergebnisse wenige Wochen vor Grünberg. Wegen ihrer parallelen Leistungen haben sich die Karrieren der beiden Physiker in den vergangenen 20 Jahren häufig gekreuzt: 1994 erhielten sie den Preis für Neue Materialien der American Physical Society, in diesem Jahr wurden sie mit dem israelischen Wolf-Preis und dem Japan-Preis geehrt. Sie veröffentlichten zahlreiche gemeinsame Aufsätze. Auf der Feier zu Grünbergs 65. Geburtstag hielt Fert am Forschungszentrum in Jülich die Festrede. "Wie gewöhnlich werde ich auch diesmal etwas von dem Preisgeld an meine Mitarbeiter weitergeben", hatte er nach Bekanntgabe des Nobelpreises erklärt. Ein Teil wird aber auch in ganz andere Interessen des eher unorthodoxen Wissenschaftlers fließen: "Ich brauche neue Surfsegel", fiel ihm am 9. Oktober spontan ein. Der 69-Jährige ist zudem ehemaliger Rugby-Spieler und Bewunderer des amerikanischen Jazz-Pianisten Thelonious Monk.

"Es ist Zeit, Frieden mit dem Planeten zu schließen"

Der amerikanische Umweltpolitiker Al Gore und der Vorsitzende des Klimarats der Vereinten Nationen, Rajendra Pachauri, haben in Oslo den Friedensnobelpreis entgegengenommen. Sie erhielten die Auszeichnung für ihre Aufklärungsarbeit zu den Gefahren des Klimawandels und ihren Einsatz, Bewusstsein für die Notwendigkeit eines ökologischen Umsteuerns zu schaffen. "Wir, die menschliche Art, sind mit einem planetarischen Notstand konfrontiert: einer Bedrohung für das Überleben der Zivilisation, die unheilvolles und zerstörerisches Potenzial auch in dem Augenblick ansammelt, in dem wir uns hier treffen", sagte Gore. "Es ist Zeit, Frieden mit dem Planeten zu schließen." Der frühere US-Vizepräsident appellierte vor allem an die USA und China als weltgrößte Schadstoffproduzenten, "kühnste Schritte" einzuleiten. Andernfalls würden sie von der Geschichte dafür zur Verantwortung gezogen, nichts getan zu haben. Gores Worte richten sich an die Weltklimakonferenz in Bali, wo die Verhandlungen über eine Nachfolgeregelung für das Kyoto-Abkommen eingeleitet werden sollen.

AP

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