Waldbrände in Griechenland Wir haben keinen Anspruch auf unbeschwerten Urlaub

Menschen mit Wasserkanistern kämpfen gegen die Flammen
Mit Wassereimern kämpfen die Bewohner der Gemeinden Embonas und Apollonas auf Rhodos gegen die Flammen, die Hitze und Wind immer wieder anheizen 
© IMAGO/Argyris Mantikos / Eurokinissi
Seit Jahren dieselben dramatischen Bilder aus Südeuropa: Die Wälder brennen, die Menschen rennen um ihr Leben und verlieren Hab und Gut. An der Misere tragen auch wir alle unseren Anteil, weil wir uns weigern, den Klimaschutz wirklich ernst zu nehmen. 

Wir haben keinen Anspruch auf einen unbeschwerten Urlaub, mit angenehmen Temperaturen und frei von Waldbränden oder anderen Wetterunbilden. Ja, es ist tragisch, was viele Feriengäste dieses Jahr auf Rhodos erleben: Waldbrände, Todesangst und Evakuierungen aus den Hotels. Und ja, es ist nicht schön, in Rom bei 40 Grad das Kolosseum zu bestaunen und den Vatikan zu besichtigen. Das gilt übrigens nicht nur für die Menschen, die für zwei Ferienwochen in den Süden fahren oder dort nur auf Stippvisite übers Wochenende sind. Es gilt vielmehr noch für die Menschen, die dort wohnen, wo wir Urlaub machen.

Längst sind die dramatischen Folgen der Erderhitzung kein fernes Gespenst der Zukunft mehr. Denn das, was dieses Jahr auf Rhodos, Lesbos und Marokko geschieht, geschah im letzten und vorletzten und vorvorletzten Jahr auch schon rund um das Mittelmeer. Nur eben an anderer Stelle, auf anderen Inseln in anderen Ländern. Bereits im Monat Mai registrierte das Copernicus Erdbeobachtungsprogramm der EU in Spanien die höchsten Emissionen von Waldbränden. Der Trend ist also völlig klar: Es wird im Süden zunehmend ungemütlich. Doch was lernen wir daraus? Etwa, dass unsere Flugreise die Atmosphäre immer weiter anheizt? Dass der Wochenendtrip nach Barcelona, Rom und Athen nicht nur Geld kostet, sondern auch Wohlbehagen und Sicherheit?

Über Flugscham redet heute niemand mehr

Die Statistiken sagen etwas anderes: Nach der Corona-Zeit fliegen wir Deutschen wieder in den Süden und rund um die Welt, als gäbe es kein Morgen. Von Flugscham redet heute niemand mehr. Und wer war eigentlich noch mal Greta Thunberg? Wir kapern Kreuzfahrtschiffe und dampfen mit ihnen noch in die entlegensten Winkel der Meere. Uns sind die Folgen unseres Handels schlichtweg egal.

Urlauber in einem Stadion
Busse bringen Touristen aus den von Bränden betroffenen Gebieten von Rhodos in die geschlossenen Stadien von Kallithia in Venetoklio sowie in zwei Gymnasien im Zentrum von Rhodos-Stadt
© IMAGO/Argyris Mantikos / Eurokinissi

Ganz so, als würden wir einfach auf das lästige tägliche Zähneputzen verzichten, weil uns der Zusammenhang zwischen süßem Essen und Löchern in den Zähnen nicht klar werden will. Auch die Diskussion um das Heizungsgesetz zeigt unsere Kurzsichtigkeit. Ja, es wird uns alle etwas kosten, unsere Heizungen auf Nachhaltigkeit umzustellen. Und wir werden mehr Windräder brauchen, um den Strom für die Energiewende bereitzustellen – im eigenen Dorf und in der Nachbarschaft.

Wir machen den Menschen im Süden das Leben zur (Feuer-)Hölle

Was ist die Alternative? Einfach so weitermachen wie bisher? Den Menschen im Süden Europas das Leben im schlimmsten Sinne des Wortes zur (Feuer-)Hölle machen? Doch nicht nur dort wird es immer schwieriger werden, noch ein erträgliches, schönes Ferienerlebnis zu bekommen, auch hierzulande wird der unbeschwerte Urlaub zur Unwägbarkeit. Ferien im Harz: Trostlos, angesichts von vertrockneten Wäldern und kahlen Bergrücken. Flusskreuzfahrten auf dem Rhein: Wo schippern, wenn nach wochenlanger Dürre das Wasser fehlt? Wandern in den Alpen: Vorsicht vor immer heftigeren Gewittern!

Nein, ich möchte niemandem – auch mir nicht – den Urlaubsspaß nehmen. Aber uns muss endlich klar werden, dass das, was wir an immer mehr Orten immer deutlicher spüren, auch Folge dessen ist, was wir tun und vor allem, was wir nicht tun.

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