Nach dem schweren Zugunglück in China haben Helfer am Wochenende fieberhaft nach Überlebenden gesucht. Dutzende Retter und Feuerwehrleute bahnten sich den Weg durch die Wrackteile, aus denen dem Staatsfernsehen zufolge am Sonntag ein vierjähriger Junge lebend geborgen wurde. Bei dem Unfall vom Samstag kamen mindestens 43 Menschen ums Leben, rund 200 wurden verletzt. Weitere Leichen wurden in einem der Waggons vermutet, die von einer Brücke gestürzt waren. Dort war staatlichen Medien zufolge ein Hochgeschwindigkeitszug in einen stehenden Zug gerast. Das Unglück weckte neue Zweifel an der Sicherheit des rasant wachsenden Schienennetzes in der Volksrepublik.
Ein Blitzeinschlag hatte die Stromversorgung des ersten Zuges unterbrochen und diesen so zum Stillstand gezwungen. Auch das Warnsystem fiel aus, das solche Auffahrunfälle verhindern soll. Beide Züge wurden von der China South Locomotive and Rolling Stock Corp hergestellt. Das Unglück ereignete sich im Osten des Landes nahe der Stadt Wenzhou in der Provinz Zhejiang, rund 1400 Kilometer südlich von Peking.
Zorn der Chinesen
Unter den Todesopfern sind auch zwei Ausländer, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag meldete. Zu ihrer Nationalität gab es zunächst keine Informationen. Unklar blieb vorerst auch, wie viele Passagiere zum Zeitpunkt des Unfalls an Bord waren. Züge sind in China das wichtigste Verkehrsmittel für lange Reisen und häufig überfüllt. Nach der Kollision wurden Xinhua zufolge 23 Hochgeschwindigkeitsverbindungen vorübergehend gesperrt. Chinas Schienenverkehr war zuletzt durch Pannen auf Prestige-Strecken und Korruptionsfälle in die Kritik geraten.
Chinesischen Medienberichten zufolge wurden am Sonntag der Chef der Behörde für Schienenverkehr in Shanghai, sein Stellvertreter und der Parteisekretär der Behörde entlassen. Damit reagierten die Behörden auf den Zorn der Chinesen, von denen einige zuvor ihren Ärger im Internet zum Ausdruck gebracht hatten. Dort wurde auch der Rücktritt des für den Zugverkehr zuständigen Ministers gefordert. Einer schrieb: "Das Schienenverkehrsministerium sollte sich darüber klarwerden, dass Passagiere nicht einfach nur kleine weiße Mäuse sind."