Die Parteivorsitzende der AfD, Alice Weidel, attackiert den Verfassungsschutz und nennt den Dienst eine "komplett durchgedrehte Behörde". In einem ausführlichen Gespräch mit dem stern warf sie dem Verfassungsschutz vor, die AfD aus parteitaktischen Gründen zu bekämpfen. "Bei uns wird ein Inlandsgeheimdienst aufgefahren, um eine Partei vom politischen Wettbewerb auszuschließen. Der Verfassungsschutz ist selbst verfassungsfeindlich", sagte Weidel. "Hier wird die AfD zur politisch Verfolgten gemacht. Auch ich fühle mich politisch verfolgt."
Der Nachrichtendienst sei für sie keine unabhängige Behörde, so Weidel. "Fast alle Leute in diesem Apparat haben ein Parteibuch. Die haben nichts Besseres zu tun, als die politische Konkurrenz zu diskreditieren", sagte Weidel. "Das ist kein Verfassungsschutz. Das ist Regierungsschutz." Die AfD wird von der Behörde als rechtsextremer Verdachtsfall geführt und beobachtet.
"Diese Beamten müssen alle auf die Straße gesetzt werden"
Weidel forderte zudem eine Teilabschaffung der Europäischen Union und die Entlassung aller EU-Beamten. "Mich macht fassungslos, was diese EU-Beamten so machen. Die verstehen rein gar nichts von ihrem Sujet, sind einfach nur schädlich für die Freiheit", sagte Weidel im stern-Gespräch. "Diese Beamten müssen alle auf die Straße gesetzt werden. Sie sollen sich einen normalen Job suchen und mal selbst für Wertschöpfung sorgen." Weidel forderte einen massiven Rückbau der europäischen Institutionen. "Die EU ist krass undemokratisch", sagte die 44-Jährige. "Die legislativen und exekutiven Rechte liegen vor allem bei der Kommission, die nur leider nicht gewählt ist."
Weidel, die auch Co-Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag ist, verteidigte zudem den russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Man kann nicht einfach sagen, der Putin ist ein Kriegsverbrecher", sagte sie dem stern. "Der Angriff war völkerrechtswidrig. Aber der Westen kann seine Hände nicht in Unschuld waschen. Er macht im Umgang mit Russland seit 30 Jahren Fehler." Das Werben für den Nato-Beitritt der Ukraine hätte niemals betrieben werden dürfen, so Weidel. "Das hat Russland immer klar als rote Linie benannt."
Weidel äußerte sich in dem Gespräch auch zu ihrer persönlichen Situation, sie sieht sich als eine der polarisierendsten Politikerinnen Deutschlands. „Es ist tatsächlich sehr speziell, Alice Weidel zu sein“, sagte Weidel. „Die Leute arbeiten sich an mir ab. Aber das stört mich nicht im Geringsten.“ Am Anfang ihrer politischen Karriere habe sie sich noch über jeden Zeitungsartikel geärgert. „Aber gegen dieses Sandstrahlgebläse muss man Resilienz entwickeln. Mein Selbstverständnis ist völlig anders als das Bild, das mir medial gespiegelt wird. Mit dieser kognitiven Dissonanz müssen sie erst mal klarkommen. Jetzt geht das. Mir ist es einfach egal.“