Reaktion auf Bildunterschrift Nach "Möchtegern-Diktator"-Einblendung: Fox News entlässt ehemaligen Produzenten von Tucker Carlson

Am Tag der Trump-Anklage bezeichnet Fox News Joe Biden als "Möchtegern-Diktator"
Am Tag der Trump-Anklage bezeichnet Fox News Joe Biden als "Möchtegern-Diktator"
© New York Times / Twitter
Die Einblendung der Bildunterschrift "Möchtegern-Diktator" bei einer Rede von US-Präsident Joe Biden sorgte in den USA für einen Sturm der Empörung gegenüber Fox News. Der Sender hat nun den mutmaßlich Schuldigen für die Einblendung gefunden: der ehemalige Produzent von Tucker Carlson.

Nach der Einblendung einer mit "Möchtegern-Diktator" betitelten Bildunterschrift unter der Rede von US-Präsident Joe Biden hat der Sender Fox News erste Konsequenzen gezogen und sich von einem Mitarbeiter getrennt. Alex McCaskill, der ehemalige Produzent der umstrittenen Show um den im April entlassenen Starmoderator Tucker Carlson, soll laut mehrerer US-Medien für die Einblendung verantwortlich sein. Auch McCaskill bestätigte die Trennung, ging aber nicht auf die Hintergründe ein. "Heute war mein letzter Tag bei Fox. Es waren wilde zehn Jahre, aber der beste Ort, an dem ich je gearbeitet habe, wegen der Menschen, die ich dort getroffen habe", schrieb McCaskill auf seinem mittlerweile gelöschten Instagram-Profil.

Die Einblendung am Dienstagabend hatte für reichlich Kontroversen gesorgt. Erst am Nachmittag hatte der in der Affäre um Geheimdokumente angeklagte Ex-Präsident Donald Trump vor einem Gericht in Miami auf nicht schuldig plädiert und war am Abend in Bedminster vor seine Anhänger und die Kameras getreten, während zeitgleich Biden vor die Kameras trat. Zwar war die Einblendung nur wenige Sekunden zu sehen, war aber wohl selbst den Verantwortlichen beim konservativen Sender zu heikel. "Die Bildunterschrift sei sofort entfernt und intern angesprochen worden", erklärte eine Sprecherin des Senders. Während Medien und Internetnutzer die Einblendung als "erschreckende Wortwahl" oder "unfassbar" verurteilten, reagierte das Weiße Haus bissig. "Es gibt wahrscheinlich etwa 787 Millionen Dinge, die ich darüber sagen kann", sagte Bidens Sprecherin Karine Jean-Pierre. Eine Anspielung auf die Summe, die Fox News wegen Verleumdungsvorwürfen an den Wahlmaschinenhersteller Dominion zahlen muss.

Fox News: Tucker Carlson kritisiert Sender

Der im April von Fox geschasste und kontroverse Moderator Tucker Carlson echauffierte sich in seiner Twitter-Show über die Entlassung McCaskills. "Die Frauen, die den Sender leiten, sind in Panik geraten", pöbelte Carlson. Erst hätten sie die Produzenten beschimpft und keine 24 Stunden später entlassen, so der Ex-Moderator. Dabei sei der Produzent, dessen Namen Carlson nicht nannte, einer der "besten und fähigsten" Produzenten des Netzwerks gewesen – ehe Carlson das Trump'sche Narrativ aufgriff, dass die Anklage gegen den Ex-Präsidenten politisch motiviert sei.

Carlson war im April entlassen worden. Die Trennung erfolgte weniger als eine Woche nach dem historischen Vergleich zwischen Fox News und dem Wahlmaschinen-Unternehmen Dominion im Streit um falsche Wahlbetrugsvorwürfe nach der Präsidentschaftswahl 2020. Anschließend hatte Carlson verkündet, seine Show bei Twitter fortsetzen zu wollen, Fox News versucht das jedoch mit einer Unterlassungsklage zu verhindern, weil Carlson noch per Exklusivvertrag bis 2025 an den Sender gebunden sei.

McCaskill war bei Fox nicht unumstritten. Sein Name taucht auch in einer im Frühjahr von der ehemaligen Produzentin Abby Grossberg eingereichten Diskriminierungsklage auf. In dieser wirft Grossberg, die ebenfalls an der Show von Tucker Carlson mitgewirkt hat, McCaskill und anderen Produzenten beim Sender vor, dass diese ein toxisches und frauenfeindliches Bild bei dem Sender geschaffen hätten. Ferner hätten die Produzenten Frauen regelmäßig abwertend beschimpft und sich im Redaktionsumfeld antisemitisch geäußert. Zwar bestritt Fox News die Anschuldigungen, der Sender steht laut einem CNN-Bericht jedoch kurz vor einer außergerichtlichen Einigung mit der Ex-Mitarbeiterin.

Quellen: Daily Beast, NY Times, CNN, AP, afp