Afghanistan-Einsatz Bundeswehr-Tornados werden bis November abgezogen

Nach dreijährigem Einsatz zieht Deutschland die in Afghanistan zur Aufklärung eingesetzten Tornado-Kampfflugzeuge ab. Das Verteidigungsministerium schickte den Obleuten der Bundestagsfraktionen am Donnerstag eine entsprechende Mitteilung, die der Nachrichtenagentur AFP vorlag.

Nach dreijährigem Einsatz zieht Deutschland die in Afghanistan zur Aufklärung eingesetzten Tornado-Kampfflugzeuge ab. Das Verteidigungsministerium schickte den Obleuten der Bundestagsfraktionen am Donnerstag eine entsprechende Mitteilung, die der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Die sechs Tornados liefern seit April 2007 für die NATO-Truppe ISAF Lagebilder über Afghanistan, nun sollen sie bis November rückverlegt werden.

Die durch den Tornado-Abzug frei werdenden 90 Bundeswehr-Dienstposten sollen nach Angaben des Verteidigungsministeriums im Bereich Aufbau und Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte eingesetzt werden. Deutschland folgt damit einer Empfehlung von ISAF-Oberfehlshaber David Petraeus, die dieser am 12. August an die Bundeswehr-Spitze gerichtet hatte.

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) habe die Entscheidung in Absprache mit Außenminister Guido Westerwelle (FDP) getroffen, teilte das Verteidigungsministerium in Berlin mit. Allerdings bleiben die Tornados des Aufklärungsgeschwaders 51 "Immelmann" den Angaben zufolge in Deutschland als Reserve auf Abruf und können bei Bedarf kurzfristig wieder an den Hindukusch verlegt werden. Eine Regelung dafür werde derzeit erarbeitet.

Die neue NATO-Strategie für Afghanistan legt den Schwerpunkt auf den Aufbau schlagkräftiger afghanischer Sicherheitskräfte, um die Grundlage für den Abzug der internationalen Truppen zu legen. Auch von Deutschland wird ein stärkeres Engagement bei der Ausbildung afghanischer Soldaten und Polizisten erwartet, allerdings sieht das Mandat des Bundestags eine Obergrenze von 5000 Bundeswehr-Soldaten vor.

Vor diesem Hintergrund kamen das Verteidigungsministerium und die Bundeswehr zu der Bewertung, dass der Beitrag der deutschen Tornados "nicht mehr vordringlich ist", wie es in dem Schreiben an die Obleute heißt. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind von den über 4700 derzeit in Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten etwa 250 direkt oder indirekt am Flugbetrieb der Tornados beteiligt. Effektiv frei werden durch den Abzug der sechs Aufklärer aber nur rund 90 Mann. Mit Ausbildung und Betreuung afghanischer Sicherheitskräfte betraut sind rund 1250 deutsche Soldaten.

Das Verteidigungsministerium machte deutlich, dass die Bundeswehr im Norden Afghanistans auch nach dem Abzug der Tornados über "leistungsfähige Aufklärungsmittel" verfüge. So würden im Einsatzgebiet der Bundeswehr weiterhin die Drohnen HERON 1, KZO und LUNA eingesetzt. Die taktische Luftaufklärung über Gesamt-Afghanistan werde künftig von anderen Nationen geleistet.

Grünen-Verteidigungsexperte Omid Nouripour nannte den Abzug der Tornados "überfällig". "Sie binden große finanzielle und personelle Ressourcen ohne relevanten Nutzen", erklärte er. Der verteidigungspolitische Sprecher der Linksfraktion, Paul Schäfer, forderte, dass die Tornados den "Anfang des Gesamtabzugs aus Afghanistan" bilden müssten. Keinesfalls dürfe damit die Entsendung von noch mehr deutschen Soldaten eingeleitet werden.

Das von Deutschland, Großbritannien und Italien entwickelte zweisitzige Kampfflugzeug Tornado wird in der Bundeswehr seit 1981 genutzt. Die in Afghanistan eingesetzten Flugzeuge sind Tornados in der für Aufklärungsaufgaben ausgelegten Version "Recce", die Abkürzung für das englische "Reconnaissance" ("Aufklärung" oder "Erkundung").

AFP
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