Eine kriminelle Vereinigung hat sich nach Angaben der afghanischen Behörden zur Entführung einer italienischen Mitarbeiterin der Hilfsorganisation Care bekannt. Eine "Gruppe von Dieben" habe erklärt, die 32-jährige Clementina Cantoni verschleppt zu haben, sagte der Leiter der Anti-Terror-Abteilung im Innenministerium, Dschamil Dschumbesch. Vier Männer hatten der Frau am Abend aufgelauert und aus ihrem Auto in eine weiße Limousine gezwungen, erklärte General Mahbubullah Amiri, ein Polizeioffizier im Innenministerium. Der Care-Direktor von Afghanistan, Paul Barker, erklärte, Forderungen für die Freilassung der 32-jährigen Clementina Cantoni seien zunächst nicht gestellt worden.
Sofortige Straßensperren
Cantoni habe an einem Hilfsprojekt für tausende Witwen mitgewirkt, sagte Barker. Vier Männer mit Kalaschnikows hätten die Scheiben ihres Autos eingeschlagen und sie verschleppt. Unmittelbar zuvor habe der Wagen eine kanadische ehemalige Care-Mitarbeiterin abgesetzt. Diese habe sich in Sicherheit bringen können und ihn, Barker, alarmiert. Ein Polizeisprecher sagte, alle aus der Stadt führenden Hauptstraßen seien abgeriegelt worden. Das Außenministerium in Rom erklärte, ein Krisenstab befasse sich mit dem Fall.
Man war vorgewarnt
In den vergangenen Wochen war vor Entführungen von Ausländern in Kabul gewarnt worden. In der Stadt leben etwa 3000 Ausländer. Bereits vor gut einer Wochen hatten Unbekannte versucht, drei Mitarbeiter der Weltbank in ihre Gewalt zu bringen. Bei einem Anschlag auf ein Internetcafe in der afghanischen Hauptstadt wurde am 7. Mai ein UN-Mitarbeiter aus Birma getötet. Im April wurde ein US-Bürger entführt, konnte aber aus einem fahrenden Auto entkommen. Bis Oktober vergangenen Jahres ereigneten sich in Afghanistan kaum Entführungen von Ausländern, wie sie im Irak häufig vorkommen. Damals wurden drei UN-Mitarbeiter entführt, später aber wieder freigelassen.
Die Care-Direktorin im Irak, Margaret Hassan, wurde im Oktober in Bagdad entführt und später getötet. Im Irak wurden auch mehrere Italiener verschleppt, sie kamen auf Vermittlung der Regierung in Rom wieder frei. Im Zusammenhang damit wurden Spekulationen über Lösegeldzahlungen laut.