Afghanistan-Konferenz Karsai fordert mehr Selbstbestimmung

Nur mit ausländischer Hilfe lässt sich die Sicherheit in Afghanistan aufrechterhalten. Dennoch hat Präsident Hamid Karsai zu Beginn der internationalen Konferenz in Kabul mehr Selbstbestimmung eingefordert - auch bei der Verwendung von Hilfsgeldern.

Zum Auftakt der internationalen Afghanistan-Konferenz in Kabul hat Präsident Hamid Karsai die Forderung nach mehr Selbstbestimmung für seine Regierung bekräftigt. Die ausländischen Truppen müssten die Verantwortung für die Sicherheit in Afghanistan nach und nach an die einheimischen Sicherheitskräfte übergeben, sagte Karsai am Dienstag. Zudem wolle seine Regierung mehr Kontrolle über den Einsatz von Hilfsgeldern in Afghanistan.

US-Außenministerin Hillary Clinton bekräftigte, die ersten amerikanischen Soldaten sollten Afghanistan im Juli kommenden Jahres verlassen. "Das Datum Juli 2011 macht sowohl die Dringlichkeit als auch unsere Entschlossenheit deutlich", sagte Clinton. Die allmähliche Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen sei "zu wichtig, um sie endlos hinauszuschieben". Zugleich betonte die US-Außenministerin allerdings, das Engagement ihrer Regierung in Afghanistan werde im Juli 2011 nicht enden. "Wir haben nicht die Absicht, unsere langfristige Aufgabe aufzugeben, ein stabiles, sicheres und friedliches Afghanistan aufzubauen."

Zeitplan zur Übergabe der Verantwortung

Auf der Konferenz soll ein Zeitplan verabschiedet werden, der vorsieht, die Verantwortung für die Sicherheit in allen 34 Provinzen bis Ende 2014 an die Afghanen zu übertragen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle betonte bei seiner Ankunft in Kabul, dieses Ziel habe sich die afghanische Regierung selbst gesetzt. Deutschland unterstütze das Ziel Karsais, "die Sicherheitsverantwortung 2014 vollständig zu übernehmen". Dies bedeute aber "weder sofortiger Abzug noch Ende unseres Engagements", sagte der Minister. Auch nach der Übergabe der Verantwortung an Afghanistan werde es "noch Soldaten, zivile Aufbauhelfer und Polizisten der internationalen Gemeinschaft in Afghanistan geben." UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete den bevorstehenden Abzug der internationalen Truppen als "eine große Herausforderung" für das Land. Die Vereinten Nationen seien bereit, die afghanische Regierung bei Verhandlungen mit radikalislamischen Taliban-Kämpfern zu unterstützen, die der Gewalt abschwören.

Neben der Übergabe der Sicherheitsverantwortung forderte Karsai auch mehr Kontrolle über den Einsatz von Hilfsgeldern in Afghanistan. Derzeit arbeiteten zu viele Hilfsorganisationen unkoordiniert nebeneinander her, sagte der afghanische Präsident. "Es ist Zeit, unsere Anstrengungen zusammenzuführen." Ban Ki Moon forderte aber, Karsai müsse darlegen, wie er die Korruption in Afghanistan bekämpfen wolle.

Raketenbeschuss zum Auftakt der Konferenz

Am Vorabend der Konferenz, an der Delegierte aus mehr als 60 Ländern und von internationalen Organisationen teilnehmen, nahm der afghanische Geheimdienst vor einem Haus in Kabul mehrere Verdächtige fest. Sie hätten vermutlich einen Anschlag auf das Treffen vorbereitet, hieß es aus Polizeikreisen. Tausende Polizisten, Sicherheitskräfte und Soldaten waren zum Schutz der Teilnehmer des Treffens im Einsatz. In der Nähe des Flughafens schlugen kurz vor Beginn der Konferenz dennoch mehrere Raketen ein. Bei dem Angriff in der Nacht sei aber niemand verletzt worden, hieß es.

Der Vize-Chef des Terrornetzwerks al Kaida, Aiman el Sawahiri, bezeichnete in einer Audio-Botschaft die Afghanistan-Strategie von US-Präsident Barack Obama als gescheitert. Muslime hätten die USA sowohl im Irak als auch in Afghanistan besiegt, hieß es in der Botschaft, die auf einer Islamisten-Website veröffentlicht wurde.

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dho/AFP/DPA