Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sieht den Widerstand gegen die türkische EU-Bewerbung als einen Grund für die Spannungen zwischen der westlichen und der islamischen Welt. Hätte es in den vergangenen Jahren keine Blockadehaltung gegen die Türkei in der EU gegeben, hätten die "kulturellen Spannungen" nicht das heutige Niveau erreicht, sagte Davutoglu nach türkischen Zeitungsberichten vom Montag. Der türkische Regierungschef äußerte sich vor einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin.
Leider werde mit der Ablehnung der türkischen EU-Bewerbung in Europa Politik betrieben, sagte Davutoglu nach seiner Teilnahme an dem Gedenkmarsch für die Opfer der Angriffsserie in Frankreich in der türkischen Botschaft in Paris. "Hier liegt die Wurzel des Problems", fügte er hinzu. Hetze gegen andere Kulturen rufe Reaktionen hervor: Die Täter von Paris seien nicht in muslimischen Ländern aufgewachsen, sondern in Frankreich.
In Berlin will Davutoglu laut türkischen Zeitungsberichten die Bundeskanzlerin zu verstärkten Maßnahmen gegen die nach türkischer Einschätzung wachsende Islamfeindlichkeit in Deutschland und anderen europäischen Ländern aufrufen. Türkische Regierungspolitiker hatten sich in jüngster Zeit unter anderem besorgt über die Erfolge der islamfeindlichen Pegida-Bewegung gezeigt.