Anschläge in London Terrorverdächtige in Pakistan verhaftet

Wegen der Bombenanschläge in London sind in Pakistan 25 Verdächtige festgenommen worden. Unterdessen streitet man in England über einen möglichen Zusammenhang zwischen den Londoner Anschlägen und dem britischen Engagement im Irakkrieg.

Die Verdächtigen seien bei einer nächtlichen Razzia in der bevölkerungsreichsten Provinz Punjab festgenommen worden, sagte ein Vertreter der Regionalregierung, der namentlich nicht genannt werden wollte. "Sie werden wegen Verbindungen zu den Bombenattentätern befragt", fügte er hinzu. Die Verdächtigen seien in den Städten Dera Ghazi Khan, Multan, Faisalabad und Khushab aufgegriffen worden. Ein Sicherheitsvertreter in Punjab sagte, er erwarte, dass die Befragung weiterer, vor einigen Tagen festgenommener Verdächtiger in der Region Punjab Verbindungen zu den Attentätern von London belegen werde. "Wir verhören sie intensiv. Wir hoffen, dass wir bald zu einem positiven Ergebnis kommen", sagte er. Drei der vier Londoner Attentäter waren junge britische Moslems pakistanischer Herkunft. Alle drei sollen im vergangenen Jahr in Pakistan gewesen sein. Der vierte Attentäter war ein in Jamaika geborener Brite.

England diskutiert Zusammenhänge mit Irakkrieg

Die überwiegende Mehrheit der Briten sieht einen Zusammenhang zwischen den Selbstmordanschlägen in London und der Beteiligung ihres Landes am Irak-Krieg. Nach einer am Dienstag in der Zeitung "The Guardian" veröffentlichten Umfrage sind zwei Drittel der Briten davon überzeugt, dass es eine Verbindung zwischen der Entscheidung von Premierminister Tony Blair, gegen Saddam Hussein in den Krieg zu ziehen, und den Bombenanschlägen in der britischen Hauptstadt gibt. Dabei wurden am 7. Juli mindestens 56 Menschen getötet und etwa 700 weitere verletzt.

Von den gut 1000 Befragten war ein Drittel der Meinung, dass Blair einen großen Teil der Verantwortung für die Anschläge trägt. Nur 28 Prozent stimmten mit der Ansicht der Regierung überein, dass der Irak-Krieg und die Selbstmordanschläge in London nichts miteinander zu tun haben.

Die Umfrageergebnisse heizen die Debatte über die britische Antiterror-Politik an und bestätigen die Berichte von zwei führenden Forschungsinstituten. Durch ihre Beteiligung am Irak-Krieg habe die Regierung Großbritannien einem besonders großen Risiko ausgesetzt, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Studie des Königlichen Instituts für Internationale Angelegenheiten. Ähnlich äußerte sich der Rat für Wirtschafts- und Sozialforschung.

Irakkrieg fördert al Kaida

Der Krieg gegen den Irak habe der Propaganda des Terrornetzwerks al Kaida Auftrieb verliehen und ihm die Rekrutierung weiterer Anhänger sowie die Sammlung von Spenden erleichtert, schreibt das Königliche Institut für Internationale Angelegenheiten in seinem Bericht "Sicherheit, Terrorismus und das Vereinigte Königreich." Zudem habe der Krieg Ressourcen verbraucht, die für die Stabilisierung Afghanistans und die Jagd auf al-Kaida-Chef Osama bin Laden hätten eingesetzt werden können.

Weiter kritisiert das Institut, die britische Regierung habe sich von Washington die Zügel aus der Hand nehmen lassen: Der Antiterror-Kampf sei zwar "Schulter an Schulter" mit den USA geführt worden, dabei sei Großbritannien aber nicht gleichberechtigt, sondern nur "Sozius" gewesen. Verteidigungsminister John Reid und Außenminister Jack Straw hatten dies zurückgewiesen.

Am Dienstag wollte Blair mit führenden Muslimen und Sozialarbeitern aus ganz Großbritannien die Frage erörtern, wie junge Briten zu Selbstmordattentätern werden konnten und wie dem künftig gemeinsam entgegengewirkt werden kann.

DPA · Reuters
DPA/Reuters