Anschlag auf UN in Afghanistan Auftakt der Mudschaheddin-Operationen gegen die Wahl

Die Taliban haben mit einem tödlichen Angriff auf die Vereinten Nationen in Kabul nach eigenen Angaben ihre Operation gegen die Stichwahl um das Präsidentenamt in Afghanistan begonnen.

Die Taliban haben mit einem tödlichen Angriff auf die Vereinten Nationen in Kabul nach eigenen Angaben ihre Operation gegen die Stichwahl um das Präsidentenamt in Afghanistan begonnen. Zehn Tage vor der Wahl wurde bei dem Angriff auf ein UN-Gästehaus im Zentrum der afghanischen Hauptstadt sechs ausländische UN-Mitarbeiter getötet.

Unter den Opfern ist nach Angaben der US-Botschaft ein Amerikaner. Der Chefermittler der Kabuler Polizei, Abdul Ghafar Sayedsada, sagte, bei dem eineinhalbstündigen Gefecht seien auch die drei Angreifer, zwei afghanische Sicherheitskräfte und ein Zivilist ums Leben gekommen.

Nach Erkenntnissen des Auswärtigen Amtes in Berlin wurden keine Deutschen verletzt oder getötet. Bis auf die Nationalität des getöteten Amerikaners blieb die Staatsangehörigkeit der anderen Opfer zunächst unklar. Angaben dazu machten weder die UN-Mission in Afghanistan (UNAMA) noch die Polizei. Sayedsada sagte, zwei ausländische UN-Mitarbeiter seien verwundet worden, sieben weitere seien von Sicherheitskräften gerettet worden.

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte: "Das ist definitiv der Beginn der Mudschaheddin-Operationen gegen die Wahl." Die Opfer beim Sturm auf das UN-Gästehaus hätten bei der Vorbereitung der Wahl am 7. November mitgeholfen. Die Aufständischen hatten am Samstag alle Afghanen und Ausländer davor gewarnt, dass sie dadurch zum Ziel würden. Die UN unterstützen die Wahlvorbereitungen maßgeblich.

Kurz nach dem Angriff auf das Gästehaus beschossen die Taliban das einzige Fünf-Sterne Hotel des Landes, das Serena-Hotel in Kabul, mit Raketen. Dabei gab es nach Polizeiangaben keine Opfer. Sayedsada sagte, eine Rakete sei im Hotel eingeschlagen, eine weitere davor. Im Januar 2008 hatte ein Selbstmordkommando der Taliban das Luxushotel angegriffen und mehrere Menschen getötet. Die Sicherheitsmaßnahmen waren danach drastisch verschärft worden.

Der UN-Sondergesandte Kai Eide sagte dem norwegischen Sender TV2: "Dies ist eine Tragödie für uns in der UN-Familie." Es sei das erste Mal, dass UNAMA einem solchen direkten Angriff ausgesetzt sei. Präsident Hamid Karsai befahl den Sicherheitskräften, den Schutz ausländischer Einrichtungen zu verschärfen. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen teilte mit, die Opfer hätten den Afghanen zu einem besseren Leben verhelfen wollen. "Indem sie diese zum Ziel gemacht haben, haben die Taliban erneut gezeigt, dass sie wirklich ein Feind des afghanischen Volkes sind."

Die NATO-geführte Internationale Afghanistan-Schutztruppe ISAF ist derzeit mit rund 71 500 Soldaten im Land präsent. In einer Erklärung der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft hieß es aus Stockholm, die Union sei "schockiert und bestürzt über diesen abscheulichen Terrorakt".

Die EU stehe weiter hinter der UN-Mission in Afghanistan. Auch die USA zeigten sich "geschockt" über den "brutalen Angriff auf unsere internationalen Partner und Freunde". In einer Mitteilung der amerikanischen Botschaft hieß es, die USA hielten an ihrer Unterstützung für das afghanische Volk und den Wahlprozess fest.

Bereits vor der ersten Runde der Präsidentschafswahl am 20. August hatten die Taliban ihre Angriffe in Kabul und in anderen Landesteilen verschärft. Der Wahltag selber war der Tag mit den meisten Angriffen und Anschlägen seit Beginn des internationalen Engagements in Afghanistan vor gut acht Jahren.

Die Abstimmung war von Wahlbetrug überschattet worden. Nach Abzug gefälschter Stimmen hatte Karsai die absolute Mehrheit knapp verfehlt. Der Amtsinhaber muss sich daher am 7. November einer Stichwahl mit seinem wichtigsten Herausforderer, dem früheren Außenminister Abdullah Abbdullah, stellen.

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