Bei Bombenanschlägen mutmaßlicher ETA-Terroristen auf zwei Urlauber-Hotels an der spanischen Costa Blanca sind am Dienstag 13 Menschen verletzt worden, unter ihnen ein Deutscher. Sechs weitere Ausländer wurden ebenfalls verletzt. Der Deutsche, ein 24-jähriger Hamburger Sprachschüler, trug durch Glassplitter schwere Verletzungen an der Schläfe und am Hals davon, wie die Behörden mitteilten. Er sei nach einer Notoperation aber außer Lebensgefahr. Der Zustand eines 30-jährigen Niederländers galt wegen eines Schädelbruchs als sehr ernst. Die ausländischen Opfer waren in einer Sprachschule in Alicante, als der erste Sprengsatz hochging.
Explosion am Mittag
Die Bomben explodierten gegen Mittag im Abstand von wenigen Minuten in Hotels im Zentrum von Alicante und im nahe gelegenen Benidorm. Kurz zuvor hatte ein anonymer Anrufer im Namen der baskischen Untergrundorganisation ETA vor den Bomben gewarnt. Sie gingen hoch, als die Polizei beide Herbergen gerade evakuiert hatte. Zwei Sprengstoffexperten wurden ebenfalls verletzt. An der Costa Blanca haben auch viele Bundesbürger Ferienwohnungen. Sie befinden sich aber zumeist außerhalb der Touristen-Hochburgen.
Polizei verhinderte Schlimmeres
«Nur das schnelle Eingreifen der Polizei hat ein Massaker verhindert», sagte der Delegierte der spanischen Regierung in der Region Valencia, Juan Cotino. Die Bomben seien früher explodiert als von den Terroristen angekündigt. Zum Zeitpunkt der Anschläge waren Tausende Urlauber in beiden Badeorten auf der Straße und an den Stränden. Im Fernsehen war zu sehen, wie ein blutüberströmter Tourist von Sanitätern versorgt wurde. Durch die Wucht der Explosion entstanden zudem an beiden am Strand gelegenen Gebäuden erhebliche Sachschäden.
"Eine Falle für die Polizei"
Die Bombe in Alicante war von den Terroristen - in einem Koffer versteckt - in einem der Zimmer deponiert worden, erklärte Innenminister Angel Acebes. Das Zwei-Sterne-Hotel «Bahía» befindet sich im ersten Stock eines siebengeschossigen Gebäudes nur 200 Meter vom Strand entfernt. Daneben liegt auch die Sprachschule, an der der Deutsche Unterricht nahm, sowie ein Büro der regierenden konservativen Volkspartei (PP) von Ministerpräsident José María Aznar. Die Bombe im Hotel «Nadal» in Benidorm war in einer Tüte ebenfalls in einem der Zimmer versteckt. Sie ging hoch, als die Experten den Sprengsatz suchten. «Es war eine Falle für die Polizei», sagte Acebes.
Regierungschef Aznar rief zur Besonnenheit auf. «Das ist die jährliche Quote Angst, mit der die ETA den Spaniern ihren Sommerurlaub verderben will.» Die Terroristen würden ihr Ziel aber nicht erreichen, «sondern im Gefängnis landen».
ETA will Tourismus schaden
Die ETA hatte im Januar neuen Bombenterror in spanischen Feriengebieten angekündigt und diese Drohung vor zwei Wochen erneuert. Die Organisation will damit dem Tourismus als wichtigsten Wirtschaftszweig in Spanien schaden. Erst kürzlich hatte die Regierung deshalb angekündigt, die Sicherheit an der Mittelmeerküste mit 5000 zusätzlichen Polizisten zu verschärfen. Bereits im vergangenen Sommer hatte die ETA bei Anschlägen in der selben Region zwei Menschen getötet.
Das Auswärtige Amt in Berlin hatte erst am Montag die Reisehinweise für Spanien verschärft und darauf hingewiesen, dass die ETA ihre Attentats-Drohungen «erst jüngst wiederholt» habe. Trotz der großen Anstrengungen der spanischen Sicherheitskräfte könnten weitere ETA-Anschläge, «die auch darauf gerichtet sind, den Tourismus zu treffen, sowie die Gefährdung von Personen, nicht ausgeschlossen werden».