Antisemitismus Paris verärgert über Äußerungen Scharons

Der israelische Ministerpräsident Scharon ruft Juden in Frankreich zum Verlassen ihres Landes auf, um dem Antisemitismus zu entgehen. Die französische Regierung reagierte verärgert und forderte umgehend eine Erklärung für die "nicht hinnehmbaren Äußerungen".

Die Regierung in Paris hat verärgert auf Äußerungen des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon über wachsenden Antisemitismus in Frankreich reagiert. Außenminister Michel Barnier nannte die Bemerkungen am Sonntagabend inakzeptabel und forderte von der israelischen Regierung eine Erklärung. Jüdische Vertreter bezeichneten Scharons Äußerungen als wenig hilfreich. Scharon rief die Juden in Frankreich zum Verlassen ihres Heimatlandes auf, um dem Antisemitismus zu entgehen.

Vor Vertretern amerikanischer Juden sagte Scharon in Jerusalem: "Wenn ich unseren Brüdern in Frankreich einen Rat geben sollte, dann diesen: Geht so schnell wie möglich nach Israel." In Frankreich breite sich der wildeste Antisemitismus aus, sagte der israelische Regierungschef. Zehn Prozent der Bevölkerung dort seien heute Muslime. Das schaffe eine neue Art von Antisemitismus, der sich auf antiisraelische Gefühle und Propaganda gründe. Scharon attestierte der französischen Regierung, dass sie gegen die rassistische Gewalt im Lande vorgehe.

Patrick Gaubert: Der israelische Regierungschef hätte besser geschwiegen

Das französische Innenministerium registrierte nach eigenen Angaben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 510 antisemitische Übergriffe oder Drohungen. Im gesamten Jahr 2003 waren es 593 Fälle. Oftmals handelt es sich um Hakenkreuzschmierereien auf jüdischen Friedhöfen und Einrichtungen der jüdischen Gemeinden.

Der Präsident der Internationalen Liga gegen Rassismus und Antisemitismus (LICRA), Patrick Gaubert, sagte im französischen Fernsehen zu Scharons Äußerungen, der israelische Regierungschef hätte besser geschwiegen. Und Theo Klein, Ehrenpräsident der jüdischen Dachorganisation CRIF, sagte, Scharon sollte es der jüdischen Gemeinde in Frankreich selbst überlassen, sich um ihre Probleme zu kümmern. "Er hat nicht für uns zu entscheiden."

Außenminister Barnier verwies im Rundfunksender France-Info auf das persönliche Engagement von Staatspräsident Jacques Chirac sowie der gesamten Regierung gegen alle Formen von Antisemitismus, Rassismus und Fremdendfeindlichkeit.