Frankreich 14 neue Reaktoren geplant: Macron kündigt "Renaissance der französischen Atomkraft" an

Frankreichs Präsident Emanuel Macron will die friedliche Nutzung der Atomenergie in seinem Land weiter vorantreiben
Frankreichs Präsident Emanuel Macron will die friedliche Nutzung der Atomenergie in seinem Land weiter vorantreiben
© Jean-Francois Badias/AP Pool / DPA
Frankreichs Staatspräsident Macron geht derzeit an allen Fronten in die Offensive. In der Außenpolitik ist er sichtbarster EU-Verhandler in der Ukraine-Krise. Und innenpolitisch schlägt er einen gewaltigen Pflock in der Energiepolitik ein.

Es bleibt dabei: In der Energiepolitik gehen Deutschland und sein Nachbar Frankreich völlig unterschiedliche Wege. Während hierzulande die letzten Atomkraftwerke vom Netz gehen, hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron einen massiven Ausbau der Kernkraft angekündigt. Sechs neue Atomkraftwerke sollten gebaut sowie die Errichtung von acht weiteren Kraftwerken bis 2050 geprüft werden, sagte Macron am Donnerstag im ostfranzösischen Belfort. Baubeginn für die neuen Atomkraftwerke sei 2028. Der erste Reaktor könne 2035 ans Netz gehen. "Das ist die Renaissance der französischen Atomkraft", jubelte Macron.

Zugleich werde die Laufzeit aller bestehenden Kraftwerke verlängert, wenn die Sicherheit es erlaube. Es solle kein Kraftwerk mehr vom Netz gehen, wenn es keine zwingenden Sicherheitsgründe dafür gebe. Der Stromkonzern EDF sei angewiesen worden zu prüfen, ob die Laufzeit der Atomkraftwerke über 50 Jahre hinaus verlängert werden kann.

Ausbau der Windenergie zur Überbrückung

Parallel kündigte Macron einen Ausbau der erneuerbaren Energie an. So sollen bis zum Jahr 2050 vor der französischen Küste 50 neue Windparks entstehen. Die Kapazität der Windkraftanlagen an Land solle überdies verdoppelt werden, sagte Macron. Um die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdoppeln, solle zudem die durch Solarenergie erzeugte Leistung "um fast das Zehnfache" gesteigert werden.

Die Offshore-Windkraftanlagen sollen Macron zufolge eine Leistung von 40 Gigawatt erbringen. Das Vorhaben ist ambitioniert, während der angekündigte Ausbau der Anlagen an Land langsamer als bislang angenommen verlaufen würde.

Frankreich hat den Ausbau der erneuerbaren Energien bisher nur zögerlich vorangetrieben. Im Jahr 2020 lag es als einziges EU-Land mit 19 Prozent erneuerbarer Energie hinter seinem selbst gesteckten Ziel von 23 Prozent zurück. Obwohl Frankreich kilometerlange Küsten am Ärmelkanal, am Atlantik und am Mittelmeer hat, gibt es bislang keinen funktionierenden Offshore-Windpark.

EU-Kommission hat Investitionen in Gas und Atomkraftwerke als klimafreundlich eingestuft

Zuvor hatte die EU-Kommission trotz heftiger Kritik einen Rechtsakt angenommen, mit dem Investitionen in Gas- und Atomkraftwerke in der Europäischen Union unter bestimmten Auflagen künftig als klimafreundlich beziehungsweise nachhaltig gelten würden. Die Bundesregierung berät noch, wie sie mit dem Beschluss aus Brüssel umgeht.

Klimaschutzminister Robert Habeck und Umweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne) lehnen ihn vor allem wegen der Einstufung der Atomkraft ab. Die Grünen-Chefin Lang hat angekündigt, die Partei wolle sich dafür einsetzen, dass die Bundesregierung mit "Nein" stimme. Zudem gelte es, die Erfolgsaussichten für eine Klage gegen den Rechtsakt zu prüfen. 

DPA · AFP
kng