Bagdad Anschlag auf "abtrünnigen Polizeiapparat"

Fast 60 Menschen sind bei einer Explosion im Zentrum von Bagdad ums Leben gekommen. Der Anschlag richtete sich gegen Iraker, die auf der Suche nach einem Job bei der Polizei waren.

Bei der Explosion einer Autobombe im Zentrum von Bagdad sind am Dienstagvormittag rund 60 Menschen getötet und 114 weitere verletzt worden. Das bestätigte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Bagdad. Die Sprengladung explodierte vor einer Polizeiwache in der Haifa-Straße. Der arabische Fernsehsender al Arabjja zeigte blutverschmierte Helfer, die Tote und Verletzte aus den Trümmern bargen und wegtrugen. Andere löschten Fahrzeuge, die durch die Explosion in Brand gesetzt wurden.

Zu dem Selbstmordanschlag hat sich nun die Untergrundgruppe Tawhid und Dschihad des jordanischen Extremisten Mussab al Sarkawi im Internet bekannt. In der auf einer islamischen Web-Site veröffentlichten Erklärung heißt es: "Dank Gott allein ist es einem Löwen der Brigaden der nach dem Märtyrertod Strebenden gelungen, das Ausbildungszentrum des abtrünnigen Polizeiapparates anzugreifen."

Zum Zeitpunkt des Anschlags standen dutzende Menschen an, die sich um eine Stelle bei der Polizei bewerben wollten. Die Explosion riss einen drei Meter tiefen Krater. Umliegende Gebäude wurden beschädigt, zehn geparkte Autos zerstört. Polizisten sind im Irak immer wieder Ziel von Anschlägen, weil sie von den Aufständischen als Handlanger der Amerikaner betrachtet werden.

Der irakische Innenminister Falah al Nakib begab sich zum Detonationsort, wo ihn eine aufgebrachte Menge empfing. "Das waren die Feinde des Iraks und der Demokratie", erklärte er. "Aber das irakische Volk wird ihre Pläne vereiteln", fügte er hinzu. Nach dem Anschlag warf eine wütende Menge den US-Truppen und der Übergangsregierung von Ministerpräsident Ijad Allawi vor, Rekrutierungszentren der Polizei nicht ausreichend zu schützen.

In Bakuba, 60 Kilometer südlich von Bagdad sind bei einem Anschlag zwölf Polizisten gestorben. Zwei weitere Beamte wurden verletzt, so die örtliche Polizei. Die Attentäter hatten ihnen aufgelauert und aus ihren Autos mit Kalaschnikow-Gewehren auf die beiden Kleinbusse mit den Polizisten geschossen.

Anschlag auch auf eine Pipeline im Norden Iraks: Die dabei beschädigte Ölleitung in der Nähe von Beidschi musste am Dienstag vorübergehend stillgelegt werden. Durch die Pipeline fließt Rohöl von den Ölfeldern bei Kirkuk zu einer Raffinerie in Beidschi. Ein Sprecher der Ölgesellschaft Northern Oil sagte, der Anschlag werde aber keine Auswirkungen auf den Export haben.

DPA · Reuters
DPA/Reuters