Obamas Wahlkampfbüro teilte am Sonntag in Chicago mit, Obama werde in seiner Rede auf die "historische US-deutsche Partnerschaft" eingehen und deutlich machen, dass die transatlantischen Beziehungen gestärkt werden müssten.
Ein Sprecher von Berlins regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit nannte es ein gutes Signal, dass Obama seine außenpolitischen Vorstellungen von Berlin aus deutlich machen wolle. Die Berliner Behörden rechnen mit einem Massenansturm zu Obamas Rede, die am frühen Abend geplant ist.
Von Merkel ausgelöste "peinliche Diskussion" beendet
Mit der offiziellen Bekanntgabe machte Obama tagelangen Spekulationen und politischen Spannungen über den Ort seiner Rede ein Ende. Er hatte ursprünglich am Brandenburger Tor sprechen wollen, diesen Plan aber fallenlassen, nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel Bedenken angemeldet hatte. Ein Sprecher von Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatte ihrem Argument widersprochen, die Nutzung des symbolischen Ortes für einen Wahlkampfauftritt sei fragwürdig. Obama will nun in Sichtweite zum Brandenburger Tor sprechen. Wowereit-Sprecher Richard Meng sagte, es sei gut, dass die von Merkel ausgelöste "peinliche Diskussion" nun vorüber sei.
Politiker von Union und FDP kritisierten die Ortswahl, weil das preußische Denkmal frühere Kriege Deutschlands glorifiziere und von Adolf Hitler als Zeichen deutscher Überlegenheit verstanden worden sei.
Merkel empfängt Obama während seines eintägigen Besuchs im Kanzleramt; er trifft auch Steinmeier. Seine Reise, die ihn zuvor nach Afghanistan und in den Nahen Osten führt, soll sein Profil in der Außenpolitik schärfen, wo der designierte Kandidat der Republikaner, John McCain, wegen seiner langen Erfahrung größere Kompetenz beansprucht. Von ihm sind derzeit keine Pläne für eine Europareise bekannt. Beide Politiker müssen noch von ihren jeweiligen Parteien offiziell für die Wahl am 4. November nominiert werden.
Obama machte sich am Sonntag bei einem Besuch in Afghanistan ein Bild von der Lage. Er traf Präsident Hamid Karsai, militärische Befehlshaber und US-Soldaten. Er hat US-Präsident George W. Bush vorgeworfen, Afghanistan gegenüber dem Irak zu vernachlässigen. Er will bei einem Wahlsieg 7000 weitere Soldaten in die Region schicken. Dies plant auch McCain.
Unabhängig vom Ausgang der Wahl wird erwartet, dass sich der künftige US-Präsident stärker um die Einbindung der europäischen Verbündeten bemüht als Bush. Als Kehrseite befürchten deutsche Politiker wachsenden Druck zu mehr Engagement etwa in Afghanistan. Obamas Beraterin Susan Rice sagte dem "Spiegel", die Nato müsse wie die USA mehr Truppen schicken, deren Einsatz nicht beschränkt werden solle. Die Bundesregierung lehnt aber eine Ausweitung des Mandats über den Norden Afghanistans hinaus ab. SPD-Chef Kurt Beck bekräftigte im ZDF, eine solche Ausweitung sei nicht möglich.
Großer Andrang an der Siegessäule erwartet
Die Berliner Behörden tun sich schwer, den erwarteten Andrang von Besuchern bei Obamas Auftritt zu beziffern. Der Baustadtrat des Bezirks Mitte, Ephraim Gothe, sagte dem Berliner "Tagesspiegel" zufolge, erwartet würden zwischen 10.000 und einer Million Besucher. Geplant ist Medienberichten zufolge eine Art Fanmeile mit großen Videoleinwänden wie zur Fußball-Europameisterschaft. Die Veranstaltung ist nach Angaben des Stabs von Obama frei zugänglich. Umfragen zufolge genießt Obama in Deutschland große Sympathien.
Wowereit-Sprecher Meng sagte: "Berlin freut sich auf Barack Obama. Das wird ein wichtiges Ereignis für die Stadt sein, wenn er von hier aus erklärt, wie er außenpolitisch agieren wird, wenn er gewählt wird."