Besuch in Myanmar Obama wirbt für Toleranz und Reformen

Zehntausende wollen den US-Präsidenten in Myanmar sehen - doch Obama hat nur sechs Stunden. Er sicherte dem Land weitere Unterstützung auf seinem Reformweg zu und redete Studenten ins Gewissen.

Bei einem umjubelten Besuch in dem jahrzehntelang von Militärs beherrschten Birma hat US-Präsident Barack Obama die Regierung zu weiteren demokratischen Reformen ermuntert. Im Gespräch mit Präsident Thein Sein lobte Obama die eingeleitete demokratische Öffnung, warnte aber: "Es sind erst die ersten Schritte auf einem langen Weg."

Nach einer Begegnung mit der jahrelang unter Hausarrest stehenden Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi bekräftigte er: "Unser Ziel ist es, der Demokratisierung weitere Schwungkraft zu geben." Suu Kyi warnte davor, schon jetzt die Reformen als Erfolg zu werten. "Der schwierigste Moment eines Übergangs ist, wenn der Erfolg in Sicht ist. Wir müssen sehr aufpassen, uns nicht durch den Anschein des Erfolgs täuschen zu lassen."

Der Präsident traf bei seinem sechsstündigen, als historisch eingestuften Besuch in dem südostasiatischen Land auch mit einigen erst vor kurzem freigelassenen politischen Gefangenen zusammen. Er forderte die Freilassung aller, die aus Gewissensgründen eingesperrt sind, sowie volle Meinungs- und Versammlungsfreiheit.

"Aufstachelung und Gewalt müssen aufhören"

Als seine Wagenkolonne am Morgen in die Innenstadt der Hauptstadt Rangun fuhr, säumten zehntausende Menschen die Straßen. Es gab spontane "Amerika"-Rufe und Plakate mit Herzen und der Aufschrift "Held". Obama legte sogar einen Stopp am Wahrzeichen Birmas, der Shwedagon-Pagode, ein. Einem Ritual folgend Wasser goss er Wasser auf eine Buddha-Statue, um "elf Flammen" zu löschen, etwa Wut, Hass, und Begierde.

Obama benutzte am Montag den offiziellen Namen von Birma: "Myanmar". Als er den Besuch am Vorabend gegen Kritiker verteidigte, hatte er noch das von der einstigen Junta und auch der jetzigen Regierung verpönte englische "Burma" benutzt.

An der Universität von Rangun fand Obama die eindringlichsten Worte. Er forderte mehrere hundert Zuhörer auf, den Vielvölkerstaat als Chance und nicht Bedrohung zu empfinden. In Birma werden Minderheiten nach Angaben von Aktivisten und Helfern weiterhin nicht geschützt. Die muslimischen Rohingya im Westen des Landes sind besonders diskriminiert, auch von Staatsseite. Buddhistische Mönche haben gegen die Integration dieser Minderheit demonstriert, dutzende Rohingya starben vor kurzem bei Unruhen. "Nationale Aussöhnung braucht Zeit, aber im Namen der Menschlichkeit und der Zukunft dieses Landes: Aufstachelung und Gewalt müssen aufhören", mahnte Obama.

Nächster Stopp: Kambodscha

Dann wurde er persönlich: "Ich stehe als Präsident des mächtigsten Landes der Welt vor euch, wohl wissend, dass die Farbe meiner Haut mir einst selbst das Recht zum Wählen verwehrt hätte." Die Universität ist die Geburtsstätte der Unabhängigkeitsbewegung und mehrerer Studentenaufstände. 1962 schossen dort Soldaten Studenten nieder. Die Junta hatte den Campus vor mehr als 20 Jahren geschlossen und die Studenten in die Provinz oder zum Fernstudium gezwungen.

Eine Oppositionsgruppe gab derweil die Freilassung dutzender politischer Gefangener anlässlich von Obamas Besuch bekannt. Es seien 44 Gefangene entlassen worden, sagte Soe Tun von der Oppositionsgruppe Generation 88. Ein Vertreter von Suu Kyis Nationaler Liga für Demokratie (NLD) gab die Zahl mit 56 an. Schätzungen der Opposition zufolge saßen bislang noch mindestens 200 Dissidenten in Haft, zu Beginn des Reformprozesses waren es noch 2000.

Obama reiste am Nachmittag nach Kambodscha weiter. Er wollte dort bis Dienstag am Gipfel der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean teilnehmen.

DPA
kave/DPA/AFP