Bombenanschläge im Irak Racheakt von Al-Kaida?

Bei einer Anschlagsserie gegen Schiiten sind am Freitag in der irakischen Hauptstadt Bagdad mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen.

Bei mehreren Bombenanschlägen auf überwiegend schiitische Einrichtungen sind am Freitag im Irak mindestens 58 Menschen getötet worden. Ein Sprecher der Sicherheitskräfte in Bagdad vermutete hinter der Anschlagserie einen Racheakt des von Sunniten dominierten Terrornetzwerks Al-Kaida. Vor knapp einer Woche sind bei einer gemeinsamen Militäraktion irakischer und US-amerikanischer Einheiten die beiden Anführer der Extremistengruppe im Irak getötet worden. Generalmajor Kassim Al Mussawi rechnet damit, dass solche Angriffe weitergehen werden.

Durch die Explosionen von Autobomben in der Nähe einer Niederlassung der Bewegung des radikalen schiitischen Predigers Moktada Sadr und auf einem Markt im Stadtteil Sadr City wurden nach Angaben aus dem Innenministerium 39 Menschen getötet und 56 weitere verletzt. Bei Bombenanschlägen auf drei schiitische Moscheen starben den Angaben zufolge 13 Menschen; weitere 43 wurden verletzt. Bei Anschlägen auf drei Märkte wurden zudem insgesamt 16 Menschen verletzt.

75 Kilometer westlich von Bagdad, in Chaldija, starben bei vier Angriffen auf die Häuser eines Anti-Terror-Richters, eines Polizeibeamten und auf zwei weitere Häuser nach Polizeiangaben sechs Menschen, darunter ein Kind und eine Frau. Zu den zwölf Verletzten zählten drei Kinder und zwei Frauen. Die Polizei entdeckte sieben weitere Bomben, die nicht explodierten. Beim Entschärfen eines der Sprengsätze wurde ein Soldat getötet.

Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand. Die Attentate in Bagdad, die sich innerhalb von etwa zwei Stunden ereigneten, trugen die Handschrift des Terrornetzwerkes Al Kaida. Sie könnten die Rache für den Tod dreier Al-Kaida-Anführer im Irak sein.

Die US-Regierung hatte kürzlich bekanntgegeben, der politische Al-Kaida-Chef im Irak, Omar el Bagdadi, und sein Militärchef Abu Ajjub el Masri seien am Sonntag bei einem Militäreinsatz im Norden des Landes getötet worden. Auch der militärische Chef des Terrornetzwerks im Norden des Landes, Ahmed el Obeidi, wurde nach Angaben der irakischen Armee am Montag getötet. Bei der Operation "Löwensprung" wurden demnach zudem 86 mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder festgenommen.

Anfang April waren bei einer Anschlagsserie gegen die deutsche und weitere Botschaften in Bagdad mindestens 30 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt worden. Anfang Februar kamen bei drei Anschlägen auf schiitische Pilger in Kerbela und Umgebung, rund 110 Kilometer südlich von Bagdad, innerhalb weniger insgesamt 105 Menschen ums Leben.

Im Irak wird derzeit um die Bildung einer neuen Regierung gerungen. Das Wahlbündnis des früheren Ministerpräsidenten Ijad Allawi hatte bei der Parlamentswahl Anfang März 91 Sitze errungen und besiegte damit nur knapp das Bündnis des amtierenden Regierungschefs Nuri el Maliki mit 89 Mandaten.

APN/AFP