Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro hat die Beschädigung seiner elektronischen Fußfessel mit Halluzinationen infolge von Medikamenten erklärt und eine Fluchtabsicht bestritten. "Der Zeuge (Bolsonaro) erklärte, dass er eine "Halluzination" hatte, dass die Fußfessel abgehört werde, und er daher versucht habe, die Abdeckung zu öffnen", zitierte das Nachrichtenportal "G1" aus dem Protokoll der Anhörung.
Der Ex-Präsident war am Samstagmorgen (Ortszeit) präventiv festgenommen worden, nachdem ein Alarm des Überwachungsgeräts eine mögliche Manipulation angezeigt hatte. In einem später vom Gericht veröffentlichten Video gab er zu, mit einem Lötkolben an dem Gerät gearbeitet zu haben - "aus Neugier", wie er sagte. Aufnahmen zeigen ein angeschmortes Kunststoffgehäuse der Fußfessel.
Bolsonaro: "Gewisse Paranoia" entwickelt
Der 70-Jährige gab laut Anhörung an, aufgrund der Medikamente "eine gewisse Paranoia" entwickelt und die Manipulation kurz nach Mitternacht begonnen zu haben. Danach sei er "wieder zur Vernunft gekommen" und habe aufgehört. Ein Durchtrennen der Fessel habe es nicht gegeben, auch eine Fluchtabsicht bestritt Bolsonaro demnach.
Die Präventivhaft war vom Obersten Richter Alexandre de Moraes angeordnet worden. Als Gründe nannte er unter anderem die Beschädigung des Überwachungsgeräts und eine Mahnwache vor Bolsonaros Haus, zu der dessen Sohn, Senator Flávio Bolsonaro, aufgerufen hatte. Ein mögliches Chaos hätte die Kontrolle des Hausarrests erschweren und eine Flucht erleichtern können, urteilte der Richter. Bolsonaro sagte den Berichten zufolge, dass die Mahnwache 700 Meter entfernt gewesen sei, sodass keine Fluchtmöglichkeit bestanden habe.
Bolsonaro war zuletzt wegen Verstößen gegen gerichtliche Auflagen im Hausarrest. Die Präventivhaft ist nicht Teil der Vollstreckung der Strafe wegen eines versuchten Staatsstreichs, für die er im September zu über 27 Jahren Haft verurteilt worden war. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, mit einer Vollstreckung wurde zuletzt kommende Woche gerechnet.