Die Terroranschläge auf britische Ziele in Istanbul haben den dritten Tag des Staatsbesuchs von US-Präsident George W. Bush in Großbritannien völlig überschattet. Sowohl Bush als auch Premierminister Tony Blair versicherten, die Anschläge würden sie in ihrem Kampf gegen den Terror nur noch bestärken. "Einmal mehr zeigt der terroristische Feind sein Gesicht", sagte Bush. "Sie (die Terroristen) hassen freie Nationen. Ihre Grausamkeit ist ein Teil ihrer Strategie."
Keinen Zentimeter zurückweichen"
Beide beteuerten erneut, ihre Truppen würden auf jeden Fall im Irak bleiben, bis dort eine Demokratie aufgebaut worden sei. "Wir bleiben, bis der Job erledigt ist", versicherte Blair. "Denn das wird wesentlich dazu beitragen, den Terror zu besiegen. Wir werden keinen Zentimeter zurückweichen." Es gelte, "die Welt ein für alle Mal von diesem Unheil zu befreien".
Auf die Frage eines Journalisten, ob er den Tod der Terroropfer in Istanbul nicht mitzuverantworten habe, indem er Bush zu dem umstrittenen Staatsbesuch eingeladen habe, antwortete Blair: "Verantwortlich sind die Terroristen." Es sei ein Irrtum zu glauben, man werde ihnen entgehen, wenn man sich "in die hintere Reihe wegducke", sagte Blair. "Entweder man besiegt sie oder man wird von ihnen besiegt." Die Anschläge richteten sich auch nicht allein gegen die USA oder Großbritannien, sondern gegen eine freiheitlich-demokratische Grundordnung schlechthin.
"Wunderbare Sache"
Bush wiederum erwiderte auf die Frage, ob es ihm nicht zu denken gebe, dass in London so viele Bürger gegen ihn demonstrierten und ihn offenbar sogar hassten: "Das ist eine wunderbare Sache." Zum Glück könnten die Bürger Bagdads seit einiger Zeit auch ungestraft auf die Straße gehen und ihre Meinung sagen.
Präsidenten-Schützer unzufrieden mit britischer Polizei
Unterdessen versammelten sich Tausende von Gegnern des Irak-Krieges zu einer Demonstration gegen den besuch von Bush. Nach Informationen der "Times" sind die Sicherheitsleute des Präsidenten unzufrieden mit den Vorkehrungen der britischen Polizei. Besonderen Anstoß hätten sie daran genommen, dass schon am Mittwochabend mehrere hundert Demonstranten bis zum Buckingham-Palast vorgedrungen waren, wo Bush während seines viertägigen Staatsbesuches wohnt.
Empfang für Bushs Kritiker
Der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone, der Bush als den gefährlichsten Mann der Erde bezeichnet hatte, gab am Mittwochabend einen Empfang für die Kritiker Bushs. Ehrengast war der Vietnam-Veteran Ron Kovic.
Es gab noch andere Themen
Durch die Anschläge in Istanbul traten andere Themen, die Blair mit Bush besprechen wollte, in den Hintergrund. US-Außenminister Colin Powell deutete jedoch ein Entgegenkommen bei den als El-Kaida-Terroristen verdächtigten britischen Häftlingen im US-Stützpunkt Guantànamo Bay auf Kuba an. Britische Politiker fordern seit langem, dass diese einen rechtstaatlichen Prozess bekommen müssten. Powell sagte: "Wir erwarten, dass dies in nächster Zukunft gelöst wird."
Bei den umstrittenen US-Strafzöllen für Stahl gab es keine Fortschritte, wie Blair zugeben musste. Auch sagte Bush, zumindest öffentlich, kein verstärktes Engagement im Nahost-Friedensprozess zu. Nach Berichten britischer Medien wollte Blair den Präsidenten drängen, stärkeren Druck auf Israel auszuüben.