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Catherine Ashton vor EU-Parlament "Schäme mich nicht für das, was ich bin"

Sie ist schon im Amt, dennoch muss sich die neue EU-"Außenministerin" in Anhörungen noch den bohrenden Fragen der EU-Parlamentarier stellen. Diese nehmen Catherine Ashton mächtig ran, doch die Britin besteht die Prüfung - und "freut sich schon aufs nächste Mal".

Kann die Frau das? Drei Stunden lang ging es bei der Anhörung von Catherine Ashton (53) vor dem Europaparlament am Montag in Brüssel immer wieder um die Frage, ob diese überhaupt genügend Ahnung von internationalen Beziehungen für das Amt der "Außenministerin" der EU habe. Die britische Labour-Politikern erwies sich bei einigen bohrenden Fragen als gut vorbereitet, bei anderen nicht. Und immer wieder mühte sie sich, vermeintliche Schatten ihrer politischen Vergangenheit abzuschütteln.

Anfang der 80er-Jahre war sie Schatzmeisterin der britischen Abrüstungsbewegung CND (Campaign for Nuclear Disarmament), die stets bestritten hat, von der damaligen Sowjetunion finanziert worden zu sein. Die CND protestierte vor der US-Basis Greenham Common gegen atomare Mittelstreckenwaffen. Später avancierte Ashton zur Vertrauten von Regierungschef Tony Blair - der den Irak-Krieg von US-Präsident George W. Bush massiv unterstützte. Nun soll sie die Außen- und Sicherheitspolitik der EU leiten.

Besser als im Dezember

"Was damals richtig war, ist heute nicht mehr richtig", wischt sie die Frage beiseite, ob sie nach wie vor für einseitige Abrüstung sei. Aber natürlich sei sie auch heute ebenso wie US-Präsident Barack Obama für atomare Abrüstung. Auf die Frage des britischen Konservativen Geoffrey van Orden, ob sie jemals eine militärische Einrichtung - "außer natürlich Greenham Common" - besucht habe, geht sie nicht ein. Und betont, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit mit der Nato sei und dass die EU in Afghanistan - sie spricht fälschlicherweise auch von EU-Truppen - mehr für die Bevölkerung tun müsse. Wie viel Geld die EU jedes Jahr für Afghanistan ausgebe? "Ich kenne die genaue Zahl nicht, aber es ist eine Menge."

Ganz alleine sitzt sie in einer trachtenartigen grauen Jacke mit Metallknöpfen den Europaabgeordneten gegenüber. Die müssen am 26. Januar darüber abstimmen, ob sie die 26 neuen Kommissare ins Amt lassen. Die vergangenen Tage hat Ashton sich in London auf alle Fragen vorzubereiten versucht. Und meist merkt man jetzt, dass sie ihre Hausaufgaben brav gebüffelt hat. "Ihre Antworten waren besser als noch im Dezember", räumt der Liberale Alexander Graf Lambsdorff später ein. So sehen das auch viele seiner Kollegen.

Je länger es dauert, umso sicherer wird sie

Nur selten muss sie Unwissen einräumen: Die meisten Abgeordneten scheinen gnädig gestimmt zu sein. Als sie gefragt wird, wie denn die EU im UN-Sicherheitsrat vertreten sein solle, da kapituliert sie: "Darüber habe ich in den vergangenen Tagen überhaupt noch nicht nachgedacht. Da haben Sie mich erwischt." Und als sie gefragt wird, was sie denn vom Irak-Krieg halte, formuliert sie: "Wir stehen, wo wir stehen: Ich dachte damals aufgrund dessen, was ich wusste, dass es richtig sei." Wie sie das denn heute sehe? "Ich denke, wir müssen nach vorne schauen."

Die Abgeordneten zerren Ashton auf eine politische Weltreise: Kein Konflikt, keine noch so entlegene Krisenregion wird ausgespart. Ashton macht sich eifrig Notizen und zieht gelegentlich Zettelchen hervor, auf denen sie sich Fakten und Zahlen notiert hat. Aber je länger das Verhör dauert, desto sicherer wird sie. Als der Earl of Dartmouth von der europaskeptischen Partei UKIP ihr noch einmal vorwirft, Osteuropa wäre heute noch unfrei, falls sie und ihre "Genossen" sich damals durchgesetzt hätten, da geht sie ihn frontal an: "Ich habe niemals verheimlicht, was ich getan habe und ich schäme mich nicht für das, was ich bin und was ich war." Sie bekommt Beifall und merkt, dass sie die Prüfung bestanden hat. Sie verabschiedet sich erleichtert und fröhlich: "Das mag jetzt komisch klingen: Aber ich freue mich schon aufs nächste Mal."

DPA DPA

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