China hat US-Präsident Barack Obama aufgefordert, ein bevorstehendes Treffen mit dem Dalai Lama abzusagen. "Wir sind strikt gegen ein Treffen jedes ausländischen Politikers mit dem Dalai Lama, egal in welcher Form", erklärte am Samstag in Peking der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei. Washington müsse die Entscheidung zum Treffen mit dem Dalai Lama "sofort zurücknehmen" und anerkennen, dass Tibet ein Teil von China sei. Hong warnte die US-Regierung ausdrücklich vor Handlungen, "die die US-chinesischen Beziehungen gefährden könnten".
Nach US-Angaben will Obama das religiöse Oberhaupt der Tibeter am Samstagnachmittag treffen. Er hatte zuvor den Kongress in Washington dafür kritisiert, dass er das Oberhaupt der Exil-Tibeter nicht empfangen hatte und sich so dem Druck Chinas gebeugt habe. Der Dalai Lama hält sich seit Anfang des Monats in Washington auf. Obama hatte den Dalai Lama bereits im vergangenen Jahr zum Ärger Pekings getroffen. Die chinesische Führung sieht in dem Tibeter einen Separatisten, der unter religiösem Deckmantel agiert. Der 75-Jährige setzt sich seit seiner Flucht aus dem von China besetzten Tibet 1959 für eine friedliche Lösung des Konflikts und mehr Autonomie für die Region ein. Im Jahr 1989 wurde er dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Die Volksrepublik ist der größte ausländische Geldgeber der USA und angesichts des ungelösten Streits um die Erhöhung der Schuldenobergrenze um den Wert seiner Investitionen besorgt. Bekommen die USA ihre Schuldenprobleme nicht in den Griff, droht eine Abwertung des Dollar - und damit Verluste für Dollar-Investoren. Obama braucht die Zustimmung des Kongresses, um die Schuldengrenze von 14,3 Billionen Dollar anzuheben. Sollten die Gespräche scheitern, sind die USA voraussichtlich ab dem 2. August zahlungsunfähig.