Nach Abschuss in Teheran Mobil, schnell, tödlich: das Tor-Raketensystem des Iran

Tor M1
Ein Tor M1 in Russland (Archivbild aus dem Jahr 2005)
© Anonymous / Picture Alliance
Der Iran hat eingeräumt, dass Flug 752 am vergangenen Mittwoch versehentlich abgeschossen wurde. Experten gehen davon aus, dass eine Tor-M1-Rakete die Maschine traf. Das System stammt aus Russland.

Nach tagelangen Dementis räumte der Iran am Samstag ein, was unter anderem Kanada und die Ukraine zuvor bereits öffentlich vermutet hatten: Flug PS752, von Teheran am Mittwoch mit dem Ziel Kiew gestartet, war versehentlich abgeschossen worden (der stern berichtete). Experten vermuten, dass die Boeing 737-800 von einer Tor-M1-Rakete getroffen wurde. 

Tor M1, Nato-Code: SA-15 Gauntlet, ist ein modernes russisches Kurzstrecken-Flugabwehrraketensystem, das seit den 2000er-Jahren auch vom Iran genutzt wird.

Die Raketen werden von einem Kettenfahrzeug aus gestartet, das auch mit einem Radar ausgestattet ist. Auf diese Weise ist das System mobil einsetzbar. Wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf die "Federation of American Scientists" berichtet, können Tor-M1-Raketen zielgenau mit einer Reichweite von etwa 12 Kilometern gegen Objekte in einer Höhe bis zu 6000 Metern eingesetzt werden. 

Ziele werden auf dem Radar angepeilt

Die Geschosse sind radargeleitet und mit bis zu dreifacher Schallgeschwindigkeit unterwegs. Ein fünf Kilometer entferntes Ziel erreichen sie so in rund fünf Sekunden. Ein Ziel muss zunächst vom bedienenden Soldaten auf dem Radar identifiziert und angepeilt werden. Die Rakete wird dann aus dem Trägerfahrzeug ausgeworfen und zündet ihren Antrieb erst in der Luft. Es können bis zu zwei Ziele mit je zwei Raketen gleichzeitig angegriffen werden. 

Wie Reuters schreibt, werden Flugpläne und Transponder-Codes von Zivilmaschinen idealerweise mit militärischen Einrichtungen nahe des Flughafens geteilt, um Verwechslungen und Irritationen auf dem Radar zu vermeiden. 

Der Kommandeur der Luft- und Weltraumabteilung der Revolutionsgarde, Amir Ali Hadschisadeh, hatte am Samstag erklärt, die Passagiermaschine wäre zunächst als feindlicher Flugkörper eingestuft worden. Der Operator des Raketensystems hätte die Gefahr melden wollen, es hätte jedoch eine Störung im Kommunikationssystem gegeben. Der Mann hätte daraufhin nur zehn Sekunden Zeit gehabt, um die Entscheidung zu treffen, ob er eine Rakete abschießt oder nicht.

Quelle: Reuters, "IFP News", 

rös