Das UN-Kriegsverbrechertribunal hat alle Anträge des früheren Militärchefs der bosnischen Serben, Ratko Mladic, auf Verschiebung seines Prozesses zurückgewiesen. UN-Tribunal-Chef Theodor Meron habe auch die letzten Befangenheitsanträge der Mladic- Anwälte gegen den Vorsitzenden Richter Alphons Orie abgewiesen, hieß es in einer Erklärung des Gerichts am Dienstag in Den Haag. Damit kann der Prozess gegen den 70-Jährigen wie geplant an diesem Mittwoch beginnen.
Die Mladic-Anwälte hatten ihre Forderung nach einer dreimonatigen Verschiebung des Verfahrens damit begründet, sie hätten wichtiges Beweismaterial erst kurz vor dem Prozess erhalten. Nachdem der Vorsitzende Richter Orie diese Anträge wiederholt abgewiesen hatte, hatten sie ihm Befangenheit auf Kosten ihres Mandanten vorgeworfen.
Mladic ist der schwersten Kriegsverbrechen seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa angeklagt. Er soll als Oberbefehlshaber der bosnischen Serben im Bürgerkrieg (1992-1995) für die jahrelange Belagerung der Hauptstadt Sarajevo mit über 11 500 Toten ebenso verantwortlich sein wie für das Massaker an bis zu 8 000 muslimischen Jungen und Männern im Juli 1995 in der ostbosnischen Stadt und UN-Schutzzone Srebrenica. Daneben werden ihm die Vertreibung Hunderttausender Zivilisten, unmenschliche Gefangenenlager, Massenvergewaltigungen sowie Geiselnahmen von UN-Soldaten zur Last gelegt.