Sein Tweet sei mir Befehl: Im Wahlkampf hatte Donald Trump den Kurznachrichtendienst Twitter als Verlautbarungsorgan genutzt und will das auch als US-Präsident nicht ändern, wie sein Sprecher kürzlich ankündigte. Und Trumps Botschaften können mächtig sein: Nach seiner Wahl schickte er die Aktie des Flugzeugherstellers Boeing auf Talfahrt, nachdem er getwittert hatte, dass die Kosten für die neue Präsidentenmaschine Air Force One zu hoch seien. Nun hat er seine Gefolgsleute mit einer Arbeitsanweisung in 140 Zeichen auf Linie gebracht und den Kongress per Twitter davon überzeugt, auf eine umstrittene Entscheidung zu verzichten.
Donald Trumps Twitteranweisungen an die Partei
Ursprünglich wollte die konservative Mehrheit in den beiden Parlamentskammern die unabhängige Ethikbehörde abschaffen, die die Arbeit der Abgeordneten überwacht. Doch dann griff Trump in die Tastatur: Hat der Kongress nicht besseres zu tun, als ausgerechnet die Ethik-Aufpasser zu schwächen, so unfair sie auch sind, schrieb er am Dienstagmittag sinngemäß. Wenige Stunden später ließen die Republikaner im Repräsentantenhaus (vergleichbar mit dem deutschen Bundestag) ihre Pläne fallen, die von ihnen ungeliebte Kommission abzuschaffen. Der künftige Chef im Weißen Haus hatte sich "durchgetweetet".
Die oppositionellen Demokraten begrüßten zwar die grundsätzliche Entscheidung Trumps, warnten aber gleichzeitig auch davor, dass er die Kommunikationsplattform nicht missbrauchen solle. "Die USA können sich keine Twitter-Präsidentschaft leisten", sagte der Oppositionsführer Chuck Schumer. Selbst der deutsche Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) beobachtet das Treiben interessiert aus der Ferne. "Donald Trump hat Twitter zu einem mächtigen Instrument während des Wahlkampfs gemacht", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Ich würde allen empfehlen, sich sehr genau anzusehen, wie er dieses Medium gebraucht." Man könne davon lernen - im Guten wie im Schlechten.
Twitter-Zoff zu später Stunde
Donald Trumps Twitter-Auslassungen sorgen schon seit längerem für Begeisterung als auch für Befremden. Mitten im Wahlkampf leistete er sich (zu später Stunde) ein regelrechtes Gegeifer mit einer früheren Teilnehmerin seiner Miss-Wahlen. Mit wenigen Worten schaffte es der republikanische Kandidat immer wieder, ihm gefällige Diskussionen auszulösen oder unliebsame Diskussionen zu beenden - oft zu dem Preis, auch komplexe Themen auf knackige Schlagwörter zu reduzieren. Trumps Sprecher hatte das Medium auch dafür gelobt, weil es ein direkter Draht zur Bevölkerung sei - doch auf Diskussionen, die unter Donald Trumps Tweets stattfinden, reagiert der künftige Präsident so gut wie nie. Stattdessen lässt er seine 18 Millionen Follower sich die Köpfe einschlagen.