"Zwei Dinge sind wichtig in der Politik. Das Erste ist Geld, und an das Zweite erinnere ich mich nicht." 1895 soll der amerikanische Senator Mark Hanna diese Wahlkampfweisheit zum Besten gegeben haben. 128 Jahre später ist sie aktueller denn je.
Ohne Millionen Dollar in der Hinterhand zu haben, brauchen Anwärter auf das Weiße Haus gar nicht erst zum Rennen antreten. Im Präsidentschaftswahlkampf 2020 haben Kandidaten aller Seiten eine Rekordsumme von 14 Milliarden US-Dollar (rund 12,5 Milliarden Euro) eingesammelt, wie aus Daten der Bundeswahlkommission (FEC) hervorgeht. Im kommenden Wahljahr könnte dieser Rekord noch gebrochen werden.
Einen ersten Einblick in das aktuelle "Geldrennen" zwischen den Präsidentschaftskandidaten für 2024 gibt ein neuer Bericht der FEC. Die am Wochenende veröffentlichte Auflistung zeigt, wer bisher die meisten Wahlkampfgelder angehäuft hat.
Donald Trump auf Platz 1, Überraschung auf Platz 2
Angeführt wird die Liste vom früheren Präsidenten Donald Trump – mit 22,5 Millionen Dollar "cash on hand". Damit sind jedoch ausschließlich sofort verfügbare Gelder gemeint. Um seinen Wahlkampf zu finanzieren nutzt Trump zudem mehrere Fundraising-Komitees und wird von einem Super-PAC unterstützt, das unbegrenzte Summen für ihn aufbringen und ausgeben kann.
Mit dem Republikaner Tim Scott folgt ein Überraschungskandidat auf Platz zwei. Der charismatische Senator aus South Carolina konnte seine Wahlkampfkasse bislang mit 21 Millionen Dollar füllen. Kein schlechter Ausgangspunkt für den einzigen schwarzen Republikaner im Senat. Zwar liegt Scott in den Meinungsumfragen nur im einstelligen Bereich, ihm werden jedoch gute Chancen als möglicher Vizepräsidentschaftskandidat ausgerechnet.
Knapp dahinter auf Platz drei landet US-Präsident Joe Biden mit 20,1 Millionen Dollar.
Ähnlich wie bei Trump ergibt sich auch hier ein unvollständiges Bild über die Finanzen. Als Amtsinhaber kann Biden zusätzlich auf Wahlkampfgelder der demokratischen Partei zurückzugreifen. Ingesamt haben die Biden-Kampagne, das "Democratic National Committee" sowie die angeschlossenen Spendenkomitees bis Ende Juni 77 Millionen Dollar eingenommen – fast so viel Geld wie alle republikanischen Präsidentschaftskandidaten zusammen.
Mike Pence beendet Kandidatur – diese Republikaner wollen ins Weiße Haus einziehen

Ron DeSantis nimmt viel ein und gibt viel aus
Mit Spannung war der Kassensturz des größten Trump-Konkurrenten Ron DeSantis erwartet worden. Bereits in den ersten 24 Stunden nach seiner Kandidatur-Ankündigung hatte Floridas Gouverneur nach eigenen Angaben 8,2 Millionen Dollar Spendengelder eingesammelt. In den sechs Wochen zwischen seinem Eintritt ins Rennen am 24. Mai und dem Ende des Quartals erhöhte er die Summe – dank Großspenden – auf 19,7 Millionen Dollar
Dass er dennoch weit hinter Biden auf Platz vier landet, liegt daran, dass er sein Geld rasant verpulvert. Aus den bei der FEC eingereichten Unterlagen geht hervor, dass die DeSantis-Kampagne in sechs Wochen fast 7,9 Millionen Dollar ausgegeben hat. Zu den wichtigsten Ausgaben gehörten 1,3 Millionen Dollar für Reisen, mehr als eine Million Dollar für Gehaltszahlungen und jeweils mehr als 800.000 Dollar für digitale Spendenberatung und Medienplatzierungen.
Andere republikanische Kandidaten, wie der Multimillionär und Unternehmer Vivek Ramaswamy und Nikki Haley, die ehemalige Gouverneurin von South Carolina und Botschafterin der Vereinten Nationen, verfügen zwar über schlankere Kampagnen, können aber jeweils eine solide Unterstützung vorweisen. Ramaswamy meldet Ende Juni 9 Millionen Dollar, Haley 6,8.
Frühe Spenden könnten für Republikaner entscheidend werden
Für die Republikaner sind diese frühen Spenden besonders wichtig. Alle Kandidaten müssen nachweisen, dass sie auf mindestens 40.000 Einzelspender kommen, um sich für die erste wichtige Parteidebatte am 23. August zu qualifizieren. Doch schon jetzt zeigt sich, dass einige große Mühe haben, diese Schwelle zu erreichen.
Der ehemalige Vizepräsident Mike Pence sammelte bislang nur 1,2 Millionen Dollar – ein auffällig niedriger Wert. Zwar ist die Gesamtzahl der Spender nicht im FEC-Bericht vermerkt, dennoch dürfte es für Pence, der am 5. Juni seine Kandidatur verkündete, ein Kraftakt werden noch rechtzeitig auf die erforderliche Anzahl zu kommen. Seine Kampagne wollte sich dazu bislang nicht äußern.
Sein Konkurrent, der weniger bekannte Republikaner Doug Burgum, griff daher zu einem Trick. In der Hoffnung sich einen Platz auf der Debattenbühne zu sichern, lockte er die ersten 50.000 Leute, die mindestens einen Dollar an seine Kampagne spenden, mit 20-Dollar-Gutscheinen an. Insgesamt konnte der Gouverneur von North Dakota Ende Juni so immerhin 3,7 Millionen Dollar Spenden vorweisen.
Quellen: "FEC-Bericht", "NY Times", "Washington Post", mit Reuters