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Naher Osten Trump-Schlag gegen Iran könnte Krieg auslösen – Israels Militär in Bereitschaft

Donald Trump und Benjamin Netanjahu schauen sich an
Verstehen sich gut: US-Präsident Donald Trump (l.) und Israels Premier Benjamin Netanjahu. Dennoch ist Israel besorgt, was Trump in seinen letzten Amtswochen im Nahen Osten noch auslösen könnte.
© Mandel Ngan / AFP
Obwohl hochrangige Berater Donald Trump eine Attacke gegen iranische Atomanlagen noch ausreden konnten, scheint das Vorhaben nicht vom Tisch. Im Nahen Osten herrscht Nervosität. Israels Armee hält sich bereit, sollte es doch zu einem solchen Schlag kommen. Der könnte einen Krieg auslösen.

Die israelische Armee ist angewiesen worden, für die Möglichkeit eines US-Vergeltungsschlag gegen den Iran in Bereitschaft zu sein. Das berichtet das US-Polit-Portal "Axios" unter Berufung auf offizielle israelische Stellen. Demnach geht es allerdings nicht darum, sich an einem von US-Präsident Donald Trump angeordneten Schlag gegen Teheran zu beteiligen, sondern in erster Linie darum, auf Vergeltungsschläge vorbereitet zu sein, die aus einer solchen Attacke folgen würden. Diese würden aller Voraussicht nach Isreal treffen - und die Angst vor einem Krieg vergrößern.

Dem Bericht zufolge stuft Israels Regierung die Übergangszeit in Washington bis zur Amsteinführung des neu gewählten Präsidenten Joe Biden am 20. Januar als "besonders heikel" ein. Dies nicht zuletzt, weil vermutet wird, dass Donald Trump noch weitreichende Entscheidungen treffen will, ehe er aus dem Amt scheidet. In der vergangenen Woche hatte die "New York Times" berichtet, dass hochrangige Kabinettsmitglieder Trump davon abbringen konnten, eine Attacke gegen eine iranische Atomanlage zu fliegen, nachdem die Internationale Atomaufsichtsbehörde IAEO Aufklärung über mutmaßliche Verstöße des Iran gegen das Atomabkommen von der Regierung in Teheran eingefordert hatte. Da ein solcher Schlag wahrscheinlich zur Eskalation der Konflikte im Nahen Osten geführt hätte, ließ sich Trump offenbar umstimmen.

Donald Trump: Attacke gegen Iran nicht vom Tisch

Für die israelische Regierung ist die Sache damit aber offenbar nicht vom Tisch. Wie "Axios" weiter berichtet, blieben die Verteidigungskräfte, wie die Armee in Israel offiziell genannt wird, in Bereitschaft. Zwar gehe Jerusalem davon aus, vor einer Attacke auf den Iran informiert zu werden. Doch sei es möglich, dass eine solche Information zu kurzfristig komme, um rechtzeitig einsatzbereit zu sein.

Dass Donald Trump in der Endphase seiner Amtszeit einen US-Schlag gegen den Iran trotz aller Bedenken nicht endgültig abgeschrieben hat, zeigen dem Bericht zufolge die aktuellen diplomatischen Aktivitäten im Nahen Osten. So seien Israels Verteidigungsminister Benny Gantz und sein amtierender US-Kollege Christopher Miller zuletzt mehrfach in Kontakt gewesen. Israels Premier Benjamin Netanjahu soll in Saudi-Arabien hinter verschlossenen Türen sogar Kronprinz Mohammed Bin Salman getroffen haben - es wäre die erste Reise eines israelischen Regierungschefs in den Golfstaat gewesen. Und US-Außenminister Mike Pompeo besuchte vergangene Woche mehrere Golfstaaten. Das Thema in allen Fällen: der Iran.

Iran: US-Attacke könnte "vollwertigen Krieg" auslösen

Pompeo stufte das Land unlängst als "zentrale Bedrohung der Region" ein. Zu diesen markigen Worten gesellte sich die Drohgebärde, dass die USA am vergangenen Wochenende strategische B52-Bomber zu einer "kurzfristigen Langstreckenmission in den Nahen Osten" beordert wurden, um "Aggressionen abzuwehren und US-Partner sowie Verbündete zu beruhigen". Im Klartext: Die Bomber überflogen die Region, um Einsatzbereitschaft zu beweisen und ein Zeichen an den Iran zu senden. Ihre Wirkung verfehlen solche Aktionen derzeit angeblich nicht. Die Region sei in große Unruhe, heißt es. Mehr noch: Die Nachrichtenagentur AP zitierte Hossein Deghan, iranischer Regierungsberater und möglicher Kandidat bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen, mit den Worten, dass ein US-Schlag gegen den Iran einen "vollwertigen Krieg" im Nahen Osten auslösen könnte.

Quellen: "Axios"; "New York Times"; Nachrichtenagentur AP; U.S. Central Command; U.S. State Department; Nachrichtenagentur AFP

dho

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