Früherer Vertrauter Umfragen manipuliert: Michael Cohen bereut "blinde Loyalität" zu Donald Trump

Umstrittener Rechtsanwalt: Einst Trumps Pitbull und Problemlöser – wer ist der Anwalt Michael Cohen?
© AFP
Cohen stammt von polnischen Holocaust-Überlebenden ab. Geboren ist er im US-Bundesstaat New York. Nach seinem Jura-Abschluss arbeitet Michael Cohen als Versicherungsanwalt. Den größten Teil seines Geldes macht er aber als Besitzer von bis zu 34 Taxis in New York und Chicago. Ab 2006 arbeitet Cohen als persönlicher Anwalt für Donald Trump. In New York wird er schnell als Trumps Pitbull berüchtigt. In der Trump Organisation wird er Vize Präsident – Niemand dessen Nachname nicht Trump ist, kam in der Unternehmens-Hierarchie so weit nach oben. Laut New York Times gehören Geldzahlungen und Einschüchterung zu Cohens bevorzugten Methoden. 2011 beschreibt Cohen seinen Job so: "Wenn jemand etwas macht, das Herrn Trump nicht gefällt, dann tue ich alles Erdenkliche, um die Angelegenheit zugunsten von Herrn Trump zu lösen." In US-Medien wird Cohen deshalb als Trumps Mittelsmann und Problemlöser beschrieben. Sein bisher bekanntester Einsatz: Kurz vor der Präsidentschaftswahl überweist Cohen aus seinem Privatvermögen 130.000 Dollar an die Pornodarstellerin Stormy Daniels. Der US-Präsident bestreitet die Affäre und will von der Zahlung nichts gewusst haben.  Michael Cohen dementiert, dass diese Bezahlung kriminell war. Im April 2018 wird Cohens Büro vom US-Bundeskriminalamt untersucht, vertrauliche Dokumente werden beschlagnahmt. Gegen ihn wird wegen Verdachts auf Bank- und Überweisungsbetrug sowie illegaler Wahlkampffinanzierung ermittelt. Trump verkündet im Juni 2018, dass Cohen nicht länger sein Anwalt sei. Cohen räumt im August 2018 vor Gericht ein, gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen zu haben. Cohen sagt aus, dass ihn Trump angewiesen habe, Schweigegeld an zwei Frauen zu zahlen, um seine Chancen im Wahlkampf zu verbessern. Laut Trumps Anwalt Rudy Giuliani "gibt es keine Vorwürfe hinsichtlich eines Fehlverhaltens des Präsidenten". 2016 beschreibt Cohen seine Beziehung zu Trump noch so: "Es ist nicht so, dass ich nur für Herrn Trump arbeite. Ich bin sein Freund und ich würde alles für ihn und seine Familie tun." Doch 2018 lässt der Ex-Anwalt des Präsidenten verlauten:   "Um glasklar zu sein: Meine oberste Loyalität gehört meiner Frau, meiner Tochter und meinem Sohn, und diesem Land." Gegen Cohen wird schließlich wegen Schweigegeldzahlungen und Falschaussage ermittelt.
Cohen räumt zwischenzeitlich ein, den Kongress bei den Russland-Ermittlungen im Zusammenhang mit einem geplanten Bauprojekt Trumps in Moskau angelogen zu haben.
Cohen kooperiert mittlerweile ebenfalls mit FBI-Sonderermittler Mueller. 
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Cohen in beiden Fällen mit und unter Federführung von" Trump gehandelt hat.
Im Dezember 2018 schickt ein US-Bundesgericht in New York Cohen unter anderem wegen Steuerhinterziehung und Falschaussagen vor dem Kongress für drei Jahre in Haft.
Das Lager von US-Präsident Donald Trump hat nach Angaben von Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen weit vor dem Wahlkampf 2016 versucht, Umfragen zu Gunsten Trumps zu schönen. 

Der US-Anwalt Michael Cohen hat zugegeben, in der Vorbereitungsphase für die Präsidentschaftskampagne von Donald Trump die Manipulation einer Umfrage zu dessen Gunsten in Auftrag gegeben zu haben. Er habe dabei im Auftrag Trumps gehandelt, erklärte der langjährige Vertraute des heutigen Präsidenten am Donnerstag.

"Was ich getan habe, geschah auf Anweisung von und zum ausschließlichen Nutzen" Trumps, schrieb Cohen im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er bedauere heute aufrichtig seine "blinde Loyalität" zu einem Mann, der diese nicht verdiene. Der 52-jährige Cohen war im Dezember zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Er wurde unter anderem wegen Verstößen gegen die Wahlkampffinanzierungsgesetze verurteilt. Seine Haftstrafe muss er vorerst noch nicht antreten.

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Michael Cohen: Manipulations-Aufträge schon 2014

Über die Manipulation von Umfragen zugunsten Trumps hatte zuvor das "Wall Street Journal" berichtet. Demnach beauftragte Cohen Anfang 2015 den Chef einer kleinen Technologiefirma, ein Computerskript zu erstellen, um falsche Stimmen in einer Umfrage des "Drudge Report" zu erzeugen. In der Befragung des bei Konservativen beliebten Internetportals ging es um die Zustimmung für potenzielle Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Trump landete mit 24.000 Stimmen oder fünf Prozent auf dem fünften Platz.

Schon ein Jahr zuvor hatte Cohen laut "Wall Street Journal" dieselbe Firma mit dem Namen RedFinch mit der Manipulation einer Umfrage beauftragt. Damals habe RedFinch dafür sorgen sollen, dass der Immobilienmogul in einer Online-Befragung des Senders CNBC zu den besten Geschäftsleuten des Landes gut abschnitt. RedFinch-Chef John Gauger sagte dem Blatt, der Versuch der Umfragetricksereien sei nicht erfolgreich gewesen.

Der Zeitung zufolge zahlte Cohen Anfang 2015 zwischen 12.000 und 13.000 Dollar (nach heutigem Wert: 10.500 und 11.400 Euro) in Bar an Gauger. Anfang 2017 habe Cohen sich wiederum von der Trump-Kampagne 50.000 Dollar für "Tech-Dienste" zahlen lassen. Cohen bestritt jedoch, die Firma bar bezahlt zu haben, dies sei per Scheck geschehen.

Trump: "Cohen nie angewiesen, das Gesetz zu brechen"

Die Verurteilung Cohens wegen Verstößen gegen das Wahkampffinanzierungsrecht bezieht sich auf die Schweigegelder für zwei angebliche frühere Sexpartnerinnen Trumps, die Pornodarstellerin Stormy Daniels und das ehemalige "Playboy"-Model Karen McDougal. Auch zu den Schweigegeldern hat Cohen angeführt, sie im Auftrag Trumps gezahlt zu haben. Der Präsident erklärte dazu im Dezember, er habe Cohen "nie angewiesen, das Gesetz zu brechen".

Cohen arbeitete mehr als zehn Jahre lang für Trump und galt als einer von dessen engsten Vertrauten. Sein Haftantritt wurde verschoben, damit er noch vor dem Kongress aussagen kann. Am 7. Februar soll Cohen von einem für die Kontrolle der Regierung zuständigen Ausschuss des Repräsentantenhauses in öffentlicher Sitzung befragt werden.

AFP · DPA
dho