Pläne des US-Präsidenten Trump über eine zweite Amtszeit: "Das Wort Erfahrung ist ein sehr wichtiges Wort"

Donald Trump August 2017
Donald Trump im August 2017, als seine Umfragewerte noch schlechter waren als aktuell
© Evan Vucci/AP / DPA
Donald Trump will seinen Kontrahenten Joe Biden als "greisen Joe" schmähen, als zu tattrig für den Job im Weißen Haus. Fit aber wirkte der US-Präsident nicht, als er jüngst seine Pläne für eine mögliche zweite Amtszeit skizzieren sollte.

Den bisherigen Tiefpunkt hat Donald Trump noch nicht wieder erreicht, aber viel fehlt nicht mehr. Am 7. August 2017 waren nur 36,6 Prozent der Amerikaner mit der Arbeit ihres Präsidenten zufrieden und mehr als 57 Prozent lehnte sie ab. Aktuell liegt das Verhältnis bei 40 zu 56 Prozent – nicht nur, aber vor allem wegen der Coronakrise, die einfach nicht enden will. Auch in anderen Umfragen fällt der Amtsinhaber immer weiter hinter seinen Herausforderer zurück. Landesweit ohnehin, vor allem aber, was noch schlimmer ist, selbst in eigentlich konservativen Bundesstaaten wie Iowa, Arizona oder sogar Texas. In denen sollte er gewinnen, wenn er Präsident bleiben will.

Aus "Sleepy Joe" soll "Senile Joe" werden

In vier Monaten wird gewählt und langsam sollte sich sein Wahlkampfteam etwas einfallen lassen, wenn Donald J. Trump das Ruder noch herumreißen will.

Weil einer seiner wenigen Erfolgsgeschichten, die boomende Wirtschaft aufgrund der Pandemie ausfällt, planen seine Helfer und Mitarbeiter den Ton gegenüber den Kontrahenten zu verschärfen. Biden ist mit seinen 77 Jahren noch etwas älter als Trump und auch weniger viril im Auftreten, weswegen der schon länger abfällig von "Sleepy Joe" spricht (also tranig oder schläfrig). Künftig soll daraus "Senile Joe" werden – der greise Joe.

Der Gedanke hinter dem "Imagewechsel", so berichtet etwa die Politikseite "Axios.com", sei es die Wähler davon zu überzeugen, dass der frühere US-Vize-Präsident schlicht zu alt und zu tatterig für das höchste Amt des Landes sei. "Wir müssen ihn verteufeln", zitiert Axios einen republikanischen Abgeordneten mit direktem Draht zu Donald Trump, dafür klinge "schläfrig/tranig" allerdings zu harmlos. Trumps Leute sollen deshalb in den vergangenen Tagen verschiedene Spitznamen durchgegangen sein, mit denen der Kontrahent bestmöglich diffamiert werden könne. Gelandet sind sie offenbar bei "greise" oder eben "senil".

Ob diese Strategie verfängt? Die meisten Amerikaner mögen "Uncle Joe" zwar gerne, doch tatsächlich wirkt er bei seinen Auftritten oft abwesend oder bringt Dinge durcheinander. Trump strahlt körperlich dagegen die größere Fitness aus, erweckt aber nicht immer den Eindruck, auch geistig auf der Höhe zu sein. Wie etwa bei seinem fahrigen Wahlkampfauftritt in Tulsa, Oklahoma vor wenigen Tagen: Dort stellte er die steile These auf, dass man nur weniger testen müsse, um weniger Coronafälle zu haben.

Trumps Ausflug in die Abgründe seiner Gedanken

Auch wenige Tage später gönnte er sich in einem Interview mit dem wohlgesonnenen Sender Fox-News eine geistige Auszeit. Moderator Sean Hannity, der wegen seines engen Verhältnis zu Trump als "Präsidentenflüsterer" gilt, wollte wissen, was der im Fall seiner Wiederwahl für die zweite Amtszeit plane. Und Donald Trump verblüffte die Zuschauer mit einem wirren Ausflug in die Abgründe seiner Gedankenwelt:

"Nun, eines der Dinge, die wirklich großartig sein werden, Sie wissen, dass Wort Erfahrung zählt etwas. Ich sage immer, Talent ist wichtiger als Erfahrung. Das habe ich immer gesagt. Aber das Wort Erfahrung ist ein sehr wichtiges Wort. Es hat eine - eine sehr wichtige Bedeutung.

Ich habe das noch nie gemacht. Ich habe nie in Washington übernachtet. Ich war 17 Mal in Washington, glaube ich. Plötzlich bin ich Präsident der Vereinigten Staaten. Du kennst die Geschichte. Ich fahre mit unserer First Lady die Pennsylvania Avenue entlang und sage: Das ist großartig. Aber ich kannte nicht sehr viele Leute in Washington. Es war nicht mein Ding. Ich war aus Manhattan, aus New York. Jetzt kenne ich alle und habe großartige Leute in der Verwaltung. Du machst einige Fehler. Wie ein Idiot wie Bolton. Er wollte nur Bomben auf alle werfen. Man muss nicht jeden bombardieren. Man muss keine Menschen töten."

Das ist, wie gesagt, die Antwort Trumps auf die Frage, was für eine Politik er in seiner zweiten Amtszeit plane.

Angesichts solcher Äußerungen mutet es unfreiwillig ironisch an, wenn der US-Präsident seinen Wahlkampfgegner als "senil" verbrämen will. Zumal Donald Trump in dem gleichen Gespräch einen seltenen Einblick in sein Seelenleben gegeben hat, der sich bereits nach Resignation anhört: Es sei gut möglich, dass Joe Biden im November die Wahl gewinnen werde, denn manche Leute würden ihn nicht besonders mögen, sagte Trump ungewohnt kleinlaut. Andererseits: Die gängigen Mechanismen des Polit-Geschäfts scheinen für ihn ohnehin nicht zu gelten. Vor vier Jahren sah die Lage zu diesem Zeitpunkt ähnlich düster für Donald Trump aus, dennoch wurde er, auch zu seiner eigenen Überraschung, vier Monate später zum mächtigsten Mann der Welt gewählt.

Quellen: Axios.com, 538.com, Fox News, DPA, AFP