Donald Trump hat zu Jahresbeginn mit einem fragwürdigen Twitter-Feuerwerk weltweit für Wirbel und Kopfschütteln gesorgt. Scheinbar völlig zusammenhanglos forderte der US-Präsident am Dienstag sein Justizministerium auf, einen früheren Berater von Hillary Clinton einzusperren, attackierte den neuen Herausgeber der "New York Times", behauptete, dass es seinetwegen 2017 in der kommerziellen US-Luftfahrt keinen Todesfall gab und erging sich in einem "Wer hat den Größeren?"-Wettstreit mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-Un.
Irgendeine Linie oder Kommunikationsstrategie ist bei dieser Aneinanderreihung völlig unterschiedlicher Themenbereiche nicht zu erkennen. Was also hat den US-Präsidenten zu seiner Twitter-Tirade animiert? Der Washingtoner Bürochef des "Toronto Star", Daniel Dale, glaubt, es herausgefunden zu haben: Trumps Lieblingssender Fox News.
Fox sendet, Trump twittert
Dale hat die Reihenfolge von Trumps mehr als einem Dutzend Tweets vom 2. Januar mit den Sendungen des US-Nachrichtenkanals abgeglichen und dabei ein klares Muster festgestellt: Fox sendet einen Beitrag, Trump twittert anschließend zu dem Thema.
Am ersten Tag nach den Ferien habe Trump nur sein tägliches Briefing durch die Geheimdienste und das Mittagessen auf dem Zettel gehabt, schrieb der Journalist. "Das ließ ihm noch mehr Zeit als gewöhnlich für sein Morgenritual: Fox gucken, sich über Dinge aufregen."
Kabelfernsehen als Hauptnachrichtenquelle?
Die thematische Übereinstimmung von Trumps Tweets mit den Fox-Beiträgen ist nicht nur Dale aufgefallen: "Der Präsident hat gerade mit einem Atomschlag gedroht, während er einen Fox-News-Bericht live auf Twitter verbreitet", schrieb Matthew Gertz von der Medienbeobachtergruppe "Media Matters for America" in dem Kurznachrichtendienst. Dazu postete er eine Bildkombo aus Screenshots von der Fox-Sendung und Trumps Tweet und machte auf die zeitliche Nähe aufmerksam:
"Links, Fox, 19.37 Uhr
Rechts, Trump, 19.49 Uhr"
Trump hatte am Dienstag unter anderem getwittert: "Nordkoreas Anführer Kim Jong-Un hat gerade erklärt, dass der 'Atomknopf sich ständig auf seinem Tisch befindet'. Kann jemand aus seinem ausgelaugten und ausgehungerten Regime ihm bitte sagen, dass ich auch einen Atomknopf habe, aber er ist viel größer und mächtiger als seiner, und mein Knopf funktioniert!"
Der US-Präsident bezog sich mit seinem Tweet auf eine Äußerung des nordkoreanischen Machthabers aus dessen Neujahrsansprache, in der Kim mit den Worten "Der Atomknopf ist immer auf meinem Tisch" erneut mit dem Einsatz von Nuklearwaffen gedroht hatte. Was dabei Sorge machen könnte ist, dass Trump scheinbar nicht von den Geheimdiensten oder über diplomatische Kanäle von der erneuten Drohung aus Nordkorea erfuhr, sondern erst aus dem Kabelfernsehen. Denn die Reaktion des Republikaners kam mehr als 24 Stunden nachdem Kim seine Rede gehalten hatte.
"Dies ist eine furchtbare Art, die Arbeit als Präsident der Vereinigten Staaten zu machen", kommentierte der Mitgründer des Internetportals Vox.com, Matthew Yglesias, Trumps vorgehen. "Nicht einmal die allerbesten Kabelfernsehnachrichten sind eine ideale Quelle für Informationen über die Welt, und die Fox-News-Sendungen, die Trump bevorzugt, sind nicht die allerbesten Kabelfernsehnachrichten."